l
 Steine in der Dreieich
Gästebuch | LandkartenI Sitemap

Grenzsteine im Egelsbacher und Langener Wald


gpx DateiIn diesem Kapitel wollen wir uns mit den Grenzsteinen im westlichen Egelsbacher und Langener Wald beschäftigen (d.h. ohne die Koberstadt). Nach einer geschichtlichen Retrospektive beschreiben wir folgende  Grenzsteintouren:


Von Egelsbach nach Walldorf
Im Egelsbacher Zwickel
Um das Krumme Feld
Am Schloss Wolfsgarten
Im Langener Neurott-Wald

Wir beginnen die Historie wieder mit der Schenkung der Mark Langen an das Kloster Lorsch im Jahr 834 durch König Ludwig dem Deutschen. Die in einem Ergänzungsprotokoll beschriebene Süd- und Westgrenze der Langener Mark entspricht heute der Grenze des Kreises Egelsbacher und Langener WaldOffenbach gegen die Kreise Darmstadt (im Süden, entlang des Hegbachs), gegen den Kreis Groß-Gerau (im Westen) und gegen die Stadt Frankfurt (im Nordwesten / Norden). Wir wollen uns hier vornehmlich mit der Westgrenze (gegen Mörfelden und Walldorf) beschäftigen.

Das Egelsbacher Gebiet war 834 Teil der Langener Mark. Erst 1275 wurde Egelsbach zum ersten mal erwähnt. Irgendwann wurde die Grenze zwischen beiden Orten im Feldbereich definiert; der Wald im Westen blieb gemeinsamer Besitz (= Eigenwald oder Markwald). Dieser Wald grenzte im Westen an den gemeinsamen Waldbesitz von Nauheim, Trebur und Mörfelden (= "Dreidorfmark") und im Norden und Nordosten an den Forst Mitteldick, der bis 1600 den Ysenburgern und danach Hessen-Darmstadt gehörte. Der gemeinsame Waldbesitz von Egelsbach und Langen führte zu heftigen Streitereien, so dass 1732 der Egelsbacher und Langener Eigenwald im Verhältnis 1:2 geteilt wurde (Lit. Großmann). 1844 wurde das Wolfsgartengelände durch Einbeziehung von Langener und Egelsbacher Wald deutlich erweitert. Als Kompensation erhielten die Gemeinden Waldstücke im Mitteldicker und Koberstädter Wald. Später erfolgten weitere Grenzkorrekturen (Oberlinden, Kläranlage).

Auf der modernen Karte ist dies noch gut zu erkennen: im Süden sieht man den Hegbach als Grenze zu Erzhausen und im Westen die Grenze von Egelsbach zu Mörfelden-Walldorf. Im Norden habe ich die Grenze des Eigenwaldes gegen den Forst Mitteldick in Blau eingezeichnet (die heutige Gemarkungsgrenze verläuft weiter nördlich). Im Nordosten ist die Langener Gemarkungsgrenze gegen Buchschlag zu erkennen. In der Mitte verläuft die 1732 festgelegte Waldteilungsgrenze zwischen Egelsbach und Langen. 

EGLA Dreieichmuseum1692 wurde die Grenze zwischen den Markwäldern Langen/Egelsbach einerseits und Trebur/Nauheim/Mörfelden andererseits abgesteint. Die Aufschrift gegen Westen lautet (mit leichten Variationen): "TREBURER NAUHEIMER MERFELDER EIGENWALD ANO 1692", die nach Osten: "LANGEN UND EGELSPACHER EIGENWALD ANO 1692". Nach der Markwaldteilung 1732 wurde "LANGEN UND" herausgemeißelt. Es existieren noch 9 Steine dieser Serie. Links ist ein im Dreieich-Museum ausgestelltes Exemplar abgebildet. Im Mörfelder Heimatmuseum steht ebenfalls ein "Eigenwaldstein". Ein besonders schönes Exemplar eines "Eigenwaldsteins" steht auf einem Privatgelände in Egelsbach (er würde übrigens auch gut in das neue Heimatmuseum in Egelsbach passen). Später wurden auf der Grenze zusätzliche Steine mit "E" für Egelsbach und "N" für Nauheim aufgestellt, ebenso einige mit "GF". 1731 wurde der Dreidorfwald zwischen Trebur (50%), Nauheim (25%) und Mörfelden (25%) aufgeteilt (Lit: Hoferichter).
Anmerkung: Dieser Stein wurde nach der Auflösung des Innenlapidariums im Dreieich-Museum im Oktober 2017 vorübergehend ins Lapidarium am Langener Forstamt gebracht. Er soll bei nächster Gelegenheit am arresthaus in Egelsbach aufgestellt werden.

Es existiert ein Protokoll zur Markwaldteilung von 1732, nach dem die neue Grenze mit 8 "dreieckigen" Hauptsteinen und 46 Läufersteinen markiert wurde. Davon ist mir nur der erste, an südlichen Zaun des Wolfsgartengeländes bekannt. Die Steine rund um Schloss Wolfsgarten werden weiter unten beschrieben. 

ÜbersichtskarteIm Gemeindearchiv von Egelsbach wird ein wunderschönes Buch mit der "Beschreibung der Gränze der Gemarkung Egelsbach" aufbewahrt, gefertigt von dem Gr. Geometer I. Claße Hauf im Jahre 1854/55. Die Abbildungen sind künstlerisch im wahren Sinn des Wortes. Seine Übersichtskarte gibt den Grenzverlauf von 1855 an. Es ist zu erkennen, dass das Gebiet von Oberlinden zur Egelsbacher Gemarkung gehörte. Auch im Südwesten, am Hegbach, deckt sich der Grenzverlauf von 1855 nicht mit der aktuellen Gemeindegrenze. Ein Besuch des Gemeindearchivs Dienstag vormittags lohnt sich!

EGLA 124124Noch eine Anmerkung zu der Gemarkungsgrenze südlich von Langen bzw. nördlich von Egelsbach: Wir sind den Grenzgraben zwischen der früheren Egelsbacher Kläranlage und der B3 (alt) und weiter bis zum Tränkbach abgelaufen. Wir haben dort keine Grenzsteine finden können, außer den beiden letzten dieser Reihe etwas östlich der Stelle, an der die moderne Gemarkungsgrenze den Tränkbach in Richtung Süden abknickt -->Standort. Der Vorletzte hat die erwartete Inschrift "L" und "E" auf der Vorder- und Rückseite, trägt aber die Zahl "123" auf dem Kopf (unter dem "L" sieht man undeutlich eine Zahl (84?). Der letzte Stein auf der Grenzline ist bemerkenswert: Auf der Ostseite ist "L / 1832" zu lesen und auf dem Kopf ist "124" eingemeißelt. Beide Steine können auf unserer LL-E Tour inspiziert werden. Es existieren zwei weitere Steine, die herausliegend in dem Grenzgraben in der Nähe des Langener Wegs vor Jahrzehnten gefunden wurden und jetzt in einem Privatgarten stehen. Sie tragen ein "E" auf der einen und ein "L" auf der anderen Seite. Hoffentlich finden Sie irgendwann ihren Weg ins neue Egelsbacher Heimatmuseum.

Auch die Ostgrenze der Egelsbacher Gemarkung ist/war besteint. Es existiert noch eine Anzahl von Grenzsteinen, die den Privatwald von Landgraf Ludwig (LL) gegen die Egelsbacher Gemarkung (E) markierten (ähnlich der LL-L  Grenzlinie gegen Langen). Diese Grenzsteine werden in einem speziellen Kapitel ("LL-E Gütersteine") beschrieben.

Einige Worte zur Südgrenze von Egelsbach entlang des Hegbachs: Westlich von Bayerseich bis hinter den Flugplatz am Egelsbacher Tierheim konnte ich keine Grenzsteine finden. Der Lauf des Hegbachs wurde reguliert und die Grenzen dort definiert. Die alten Grenzsteine wurden dann wahrscheinlich entfernt. Im Wald zwischen Bayerseich und der Main-Neckar-Bahn erkennt man noch die alten Mäander des Hegbachs. An den Waldrändern gegen die Wiesen südlich des Hegbachs findet man an den Grenzgräben einzelne Gütersteine, die ich allerdings nicht erfasst habe. Östlich von Bayerseich wurde der Hegbach ebenfalls reguliert. Dort sind ebenfalls -bis zur Dreischläger Allee- keine Grenzsteine zu finden (bis auf einen herausliegenden Stein am östlich Rand der Dreischläger Allee). Es kann aber davon ausgegangen werden, dass diese Grenzlinie besteint war. In diesem Grenzabschnitt (südlich des Hegbachs) ist die "Darmstädter Heege" noch gut zu erkennen, während von der Dreieicher Ringlandwehr auf der anderen Seite des Hegbachs nichts mehr zu sehen ist. Dem interessierten Leser sei die exzellente Lektüre  "Die Hegbachaue" des Ortskundlichen Arbeitskreises von Erzhausen wärmstens anempfohlen.

Die Nordgrenze und Nordostgrenze des Egelsbacher und Langener Eigenwaldes stießen an den Forst Mitteldick, der bis 1600 zur Grafschaft Ysenburg-Ronneburg gehörte. Graf Wolfgang starb 1598 kinderlos. 1600 wurde das Amt Kelsterbach mit Langen, Egelsbach und dem Forst Mitteldick von seinem Erben Heinrich an den Landgrafen Ludwig V von Hessen Darmstadt verkauft. Graf Wolfgang ließ 1597 die Grenze zwischen seinem "Wolfgangswald" und dem Langener- Egelsbacher Eigenwald mit 30 Steinen markieren. Mir liegt die Transkription des Besteinungsprotokolls aus diesem Jahr vor, das sich in Privatbesitz befindet. 10 der Steine waren auf der einen Seite mit dem Ysenburger Wappen versehen und trugen auf der anderen Seite die Inschrift "Langen und Egelspach eigen Waldt". Die anderen 20 Steine trugen das Wappen auf der einen und der Beschriftung "L.V.E. eigen Waldt" auf der gegenüberliegenden Seite. Jeder Stein war mit der Jahreszahl 1597 und einer fortlaufende Nummer versehen. Das Isenburger Wappen war nur 2 Jahre relevant, weil das Gebiet dann unter die Hessen Darmstädtische Hoheit kam.

Grenze Langen BuchschlagIn dem Besteinungsprotokoll werden auch die Entfernung zwischen zwei Steinen in "ruden" ("ohngefer") angegeben. Ich habe diese Entfernungsangeben in Bezug gesetzt zu den Entfernungen zwischen den heutigen Gemarkungsgrenzpunkten und kam zu dem Ergebnis, dass die 1597 gesetzten Steine auf den aktuellen Grenzpunkten der Gemarkungsgrenze zwischen Langen und Buchschlag saßen. Interessant ist die Tatsache, dass der erste Stein dieser Serie in der Nähe der Dreieicher Ringlandwehr steht. Daraus kann man schließen, dass der Langener und Egelsbacher Eigenwald bis zur Dreieicher Ringlandwehr reichte. Weiterhin kann aus der Berechnung geschlossen werden, dass die damals verwendete Rute ca. 4,36 m entsprach. Auf der Karte rechts sind die damals besteinten Grenzpunkte farbig markiert. Aus den Entfernungsangaben des Besteinungsprotokolls lässt sich der weitere Grenzverlauf bis zur Mitteldicker Allee nicht rekonstruieren, sie passen nicht zu den (ehemaligen) Grenzen des Langener Gemeindewaldes. Die Grenzen wurden 1845 Nordgrenzedurch die Flächen des Waldtausches für den Park Wolfsgarten nach Norden zur Kleinseeschneise verschoben. In der Anlage zum Waldtauschprotokoll ist eine Karte mit den getauschten Flächen abgebildet. Hier passen die im Besteinungsprotokoll genannten Abstände zu der südlichen Begrenzung des Tauschgebietes auf der Karte. Die Grenze verlief durch den heutigen Langener Waldsee (s. Abb. links). Der letzte Satz im Besteinungsprotokoll ist ein Hinweis auf den Punkt, an egla 50dem der Langener- Egelsbacher und der Treburer- Nauheimer- Mörfelder  Eigenwald mit dem Fürstlichen Domanialwald zusammenstießen. An dieser Stelle steht ein später gesetzter Dreimärker, der weiter unten beschrieben wird.

Grenzstein im Langener RathausDie Grenze wurde wahrscheinlich 1708 neu ausgesteint und die Grenzsteine mit dem Isenburger Wappen entfernt. Der links abgebildete repräsentative Grenzstein aus roten Mainsandstein stand früher an der Mitteldicker Allee in der Nähe der Kreuzung mit der Kleinseeschneise. Er markierte dort die Grenze zum landgräflichen Besitz. Er wurde in den 70er Jahren beim Ausbau der Kiesgrube entfernt und landete auf einer Abraumhalde. Ein Langener Bürger "sicherte" den Stein in seinem Garten. Er wurde glücklicherweise 1998 dem Heimatmuseum in Langen zurückgegeben. Er (s. Abb. von Baeumerth) trägt auf der einen Seite ein Wappen mit dem Hessischen Löwen und darunter: "ELLGZH", eine etwas verquere Abkürzung für "Ernst Ludwig Land Graf zu Hessen". Auf der anderen Seite steht nach Lit. Bauch: " No 20 Langer und Egelsbach eigenthümlicher Wald 1708", wobei "Egelsbach" nach der Markwaldteilung 1732 entfernt wurde. Literatur: Bauch, Baeumerth (2). In Lit Knöß (3), S 91 ist ein Vertrag mit Maurermeister Zängele von 1757 über die Vergütung für das Löschen der Inschrift "Egelspach" auf diesen Steinen.

LL-L 3xSLL-L 3xNEs gab wahrscheinlich nur einen Stein dieser aufwändigen Machart. Auf der Karte oben sind die noch existierenden Steine rot oder mit Pfeilen markiert. Die meisten sind nicht beschriftet. Der links abgebildete Stein steht ca. 170 Meter östlich der Main-Neckarbahn mittig zwischen Punkt 3 und Punkt 4 im Grenzgraben am Waldrand. Auf der Nordostseite ist ein "L" für Langen und auf der gegenüberliegenden Seite "LL" / "3+" (?) eingemeißelt. "L" steht für Langen, "LL" für Landgraf Ludwig von Hessen Darmstadt. Die andere Ziffer neben der 3 ist nicht zu entschlüsseln. Der Stein steht falsch herum (Langen liegt nach Südosten). Im Forstamt Langen entdeckte ich eine handschriftliche Skizze aus 1949, in der die vorhandenen, umliegenden und fehlenden Grenzsteine des Langener Gemeindewaldes dargestellt werden. Seitdem hat sich die Verlustliste signifikant verlängert.

Nach oben

Grenzsteintour I: Von Egelsbach nach Walldorf

Anschauen in Google Earth
Startpunkt unserer Wanderung ist die Einmündung der Hans-Fleissner-Straße in die Erzhäuser-/Wolfsgartenallee (westlich des Egelsbacher Flugplatzes). Eine Karte mit den Waldschneisenbezeichnungen und einer Markierung der Gemarkungsgrenze von Egelsbach und Mörfelden ist hilfreich.  Die Nummerierung der unten erwähnten Grenzpunkte ist willkürlich. Insgesamt werden wir 8 "Eigenwaldsteine", 5 Steine mit der Inschrift "E" und "N", 2 Steine mit der Aufschrift "GW", 3 Steine ohne Inschrift und mehrere unbehauene Steine sehen, sowie einen Stein mit "E" und dem Ortszeichen von Trebur. Sie können sich hier die entsprechende GPX Datei mit den Koordinaten der Grenzsteinen herunterladen oder eine Karte des südlichen und nördlichen Grenzabschnittes zur groben Orientierung.

egla 8 ostegla 8 westWir gehen von der erwähnten Einmündung nach Norden bis zum Weg, der hinter den Hochspannungsleitungen links abgeht. Nach ca. 100 Meter Metern stoßen wir auf den Grenzweg, dem wir rechts in nördlicher Richtung folgen. Hier soll der "Eigenwaldstein" gestanden haben, der sich jetzt auf Privatgelände befindet. An der Kreuzung mit der Hügelschneise lag bis vor einigen Jahren ein Grenzstein heraus, der jedoch verschwunden ist. Den ersten Stein (am Grenzpunk 08) der zu erwandernden Grenzline finden wir dort, wo der Grenzweg nach Osten abbiegt. Die beiden sehr schönen Bilder wurden in den 60er Jahren von Forstmeister Lütkemann aufgenommen. Deutlich erkennen wir links, dass "LANGENER UND" entfernt wurde. Rechts sehen wir, dass das "U" als "V" und "2" als "Z" geschrieben wurde und dass Buchstaben miteinander kombiniert bzw. verbunden wurden.

egla 09Wir überqueren den Kirchnerseckgraben auf der Brücke der Krötseeschneise und biegen dann nach links in die Kalbschneise ein, bis wir an den deutlich sichtbaren Grenzgraben stoßen. Um den Stein auf dem Grenzpunkt 09 zu finden, folgen wir dem Graben in südlicher Richtung. Dieser ist  mit "E" auf der Egelsbacher und mit "N" auf der Mörfelder Seite beschriftet ("N" für Nauheimer Wald). Er schimmert in Rot, Blau und Grün und steht etwas locker im Boden (Abb. links). Wir gehen dem Graben entlang zurück, überqueren die Kalbschneise und finden am weiteren "Eigenwaldstein" am Grenzpunkt 10, der allerdings recht verwittert ist. Wir gehen weiter und kommen am Grenzpunkt  11 an einen von mir 2011 aus vier Bruchstücken wieder zusammengesetzten E/N Stein. Am Grenzpunkt 12 ist nur noch ein Stumpf vorhanden, während am Grenzpunkt 13 wieder ein E/N Stein in mäßigem Zustand zu finden ist.

egla 17Wir stoßen auf die Bornbruchschneise, der wir nach Westen folgen, da der Grenzweg geradeaus unpassierbar wird. Rechts der Hellenenbrunnenschneise können wir vor der Brücke über den Hundsgraben den Hellenenbrunnen besichtigen. Nach der Brücke kommen wir über die Wüstenarmschneise nach Osten wieder an die Grenzlinie. Dort finden wir einige Meter südlich der Kreuzung (Richtung Hundsgraben) am Grenzpunkt 17 einen guterhaltenen E/N Stein (Abb. rechts). Ca. 50 m nördlich der Kreuzung am Grenzpunkt  18 stoßen wir auf einen weiteren "Eigenwaldstein", neben dem ein grob zubehauener rotliegender Stein zu finden ist. Es ist unklar, ob es sich um einen Vorgängerstein handelt; die 1597 aufgestellten Steine trugen eine Beschriftung, die bei diesem Stein nicht zu erkennen ist. Einen ähnlichen Stein sehen wir am Grenzpunkt 20.

egla 21Der Stein am Grenzpunkt 21 sticht aus der Serie der bisher beschriebenen Steine heraus: Es handelt sich um einen besonders großen "Eigenwaldstein", der zusätzlich mit einem Wappen auf der Ostseite geschmückt ist. Das Wappen entspricht dem, das auf dem Vierröhrenbrunnen vor der Langener Kirche eingemeißelt ist. Finden Sie hier einen Artikel (Lit. Neusel) über diesen Grenzstein und dessen Bedeutung. Der Stein ist mit 1692 beschriftet; er wurde also 10 Jahre später aufgestellt als die anderen "Eigenwaldsteine". Der letzte Grenzstein südlich der B 486 auf Grenzpunkt  22 ist ein einfacher N/E Stein, der von einer Baumwurzel "umarmt" wird. Er steht nur wenige Meter nördlich des Wappensteins.

Wir überqueren die Bundesstraße und folgen dem Grenzweg, der gleich links von der Hellenenbrunnenschneise abbiegt. An der Wegbiegung sehen wir auf Grenzpunkt 23 einen kleinen "Eigenwaldstein", bei dem nur die Beschriftung der Westseite egla 24einigermaßen zu erkennen ist. Ca. 200 Meter nördlich der B 486 stand bis mindestens 1992 ein schöner "Eigenwaldstein" (Abb. rechts), der leider zwischenzeitlich verschwunden ist. Unsere Heimat ist damit ein Stückchen ärmer geworden. An der Biegung der Schneise nach Westen finden wir einen kleineren, unbeschrifteten Grenzstein auf der rechten Seite des Weges.  Gehen wir jetzt nach Osten durch den Wald zurück auf die Hellenenbrunnenschneise und biegen ab nach Norden bis zur nächsten Wegkreuzung. Hier finden wir einen nicht auf der originalen Stelle stehenden Grenzstein mit der Inschrift "GF" und daneben einen recht lädierten Stein aus Granit, wahrscheinlich von einem Trigonometrischen Punkt, da er mit einem gleichseitigen Dreieck markiert ist. Die beiden Steine standen bereits auf dem Gelände des jetzt aufgegebenen US Munitionslagers, das jahrzehntelang von Zivilpersonen nicht betreten werden konnte. Von dieser Kreuzung gehen wir ca. 250 m nach Westen, um dann einem asphaltierten Weg nach Norden zu folgen. Die Grenzlinie verläuft entlang diesem Weg; allerdings sind hier keine Grenzsteine mehr zu finden. Wenn der asphaltierte Weg nach Osten abbiegt, können wir wieder den Grenzgraben erkennen, der egla 35oegla 35wweiter nach Norden führt. Im Graben sehen wir am Grenzpunkt 35 einen sehr schönen "Eigenwaldstein", der allerdings tief eingesunken ist (Abb. links). Er wurde bisher noch nicht in der einschlägigen Literatur beschrieben (Munitionsdepotgelände!). Der Graben überquert dann die Siebente Stein Schneise. Deutlich erkennen wir auf Grenzpunkt 36 den vorletzten "Eigenwaldstein" im Graben auf der Ostseite des Grenzweges stehen. Weiter geht es bis zur Steingrundschneise, wo wir uns den Bürgermeisterstein anschauen können.

egla 40Der Stein auf dem Grenzpunkt 37 steht ca. 30 m nördlich des Bürgermeistersteins zwischen Weg und Graben. Er ist nicht beschriftet, hat aber eine seltsame hakenkreuzähnliche Weisung am Kopf. Am Grenzpunkt 38, ca. 100 m nördlich des Bürgermeistersteins, finden wir einen Grenzstein mit der Aufschrift "GF". Ich habe keine Idee, was dies bedeuten soll (Gemeindeforst?). Am Grenzpunkt 39, ca. 90 m südlich der Brunnenschneise, sehen wir den letzten "Eigenwaldstein" auf dieser Grenzlinie. Die Inschriftegla 42 ist schlecht zu erkennen. Wer ihn noch nicht kennt: den Kaiserstein erreichen wir, wenn wir der Brunnenschneise ca. 100 m nach Westen folgen, um dann nach 75 m in nördlicher Richtung im Wald diesen Gedenkstein zu erkennen. Zurück zur Grenzschneise: Bis zur Aschaffenburger Straße finden wir noch drei Grenzsteine im Graben, zunächst einen mit "GF", dann einen ohne Beschriftung und zuletzt einen  mit "E" wie Egelsbach auf der Ostseite und einem kreisförmigen Zeichen mit drei (?) Armen. Hierbei handelt es sich um das Ortssymbol von Trebur (Zusammenfluss von Rhein, Main und Neckar ??). Der letzte Stein dieses Grenzabschnittes ist ein bemerkenswerter Dreimärker, der allerdings nicht mehr die Egelsbacher Grenze markiert. Man findet ihn im Grenzgraben ca. 20 Meter östlich der B 44 im Unterholz. Er trägt die Inschrift "L" für Langen (Nordost), "T" für Trebur (Südwest) und "DW" für egla 50Domanialwald (Süd). Er ist nach der Waldteilung Langen-Egelsbach 1732 aufgestellt worden. Er markiert den Grenzpunkt des Treburer Waldes, des Langener Waldes und des Staatsforstes Mitteldick (s. Kartenausschnitt mit Pfeil).

Wir sind an das Ende unserer Grenzsteintour gelangt. Wer will, kann an einem Abschnitt der Grenze zwischen Egelsbach und Langen zurückwandern (an der aber leider keine Grenzsteine zu finden sind): Wir laufen die Aschaffenburger Straße nach Südosten an der US-Spionagestation (TX Site Langen oder Egelsbach Transmitter Facility) entlang und folgen der Krötseeschneise nach Süden, überqueren die B 486 und wandern geradeaus am Lindensee vorbei zur Erzhäuser Allee. Es waren knapp 7 Kilometer entlang der Grenze zu laufen; insgesamt beträgt die Rundwanderung ca. 14 km.
Anmerkung 3/15: Lit. Lütkemann (5) ist zu entnehmen, dass für die "Radiostation" im Jahr 1949 und 1959/61 insgesamt 29 ha beschlagnahmt wurden und damit der Bewirtschaftung durch die Gemeinde Egelsbach entzogen wurde.

Nach oben

Grenzsteintour II: Im Egelsbacher Zwickel

Anschauen in Google Earth
Verglichen mit der oben beschriebenen Tour ist der folgende Grenzgang relativ reizlos und kann nur hartnäckigen Grenzsteinliebhabern empfohlen werden. Die Steine sind teilweise in einem schlechten Zustand; die Beschriftung und Form der Steine ist uneinheitlich. Es sind Gummistiefel erforderlich, um diverse Bachläufe zu überqueren. Die Beschreibung dient natürlich auch der Dokumentation meiner Recherchen. Die Nummern der Steine bzw. die Grenzpunkte sind wie immer willkürlich.

Egelsbacher ZwickelAuf der Karte am Beginn dieser Seite erkennt man eine Ausstülpung des Egelsbacher Territoriums in das Gebiet von Mörfelden und Erzhausen. Hier stoßen die Landkreise Offenbach, Groß-Gerau und Darmstadt-Dieburg zusammen. Der aktuelle Grenzverlauf deckt sich nicht mit der von Claß im Jahr 1856 beschriebenen Grenze. In der Karte links sind die aktuellen Grenze rot und die 1856 beschriebenen violett markiert.  Man sieht, dass bis auf den Stein Nr. 11 alle existierenden Grenzsteine auf der alten Grenzlinie stehen.

Das Gebiet südlich des Hegbaches ("Hegberg") sowie das Waldstück links und rechts der Wolfsgartenalle gehörte früher zur Gemarkung Wiesenthal und nach deren Auflösung im Jahr 1953 (Lit. Hoferichter, S.287) zur Gemarkung Mörfelden. Anfang der 1960er Jahre erhielt die Gemeinde Egelsbach von der Bundesrepublik Deutschland eine beträchtliche Summe als Entschädigung für die Enteignung des Geländes des ehemaligen US-Munitionsdepots im Egelsbacher Gemeindewald. 1965 kaufte die Gemeinde Egelsbach dafür vom Hessischen Staat 1965 das Gebiet der Höhberge in der Gemarkung Mörfelden (Lit. Lütkemann (5)). Wahrscheinlich mit der Gebietsreform 1977 wurden diese Waldabteilungen in die Egelsbacher Gemarkung eingegliedert.

Unseren Spaziergang beginnen wir, wie oben beschrieben, an der Einmündung der Hans-Fleißner-Straße in die Erzhäuser- / Wolfsgartenallee, gehen nach Norden und folgen hinter den Hochspannungsleitungen dem Waldrand -abseits der Wege- nach Westen. Nach ca. 250 m finden wir den ersten von 4 Steinen, die alle in einem recht schlechten Zustand sind. Am 4. Stein erkennen wir ein "E" für Egelsbach und ein "N" für Nauheim (dieser Gemeinde gehört auch heute noch dieser Walddistrikt). Nach dem 4. Stein müssen wir den Tränkbach überqueren. Der schwer aufzufindende moderne Grenzstein Nr. 10 steht etwas nördlich des Hegbachs, den wir anschließend durchwaten müssen, um den Stein Nr. 11 am "Dreiländereck" zu finden. Wir übersteigen dazu die eiszeitliche Sanddüne und sehen dann auf dem Dünenfuß, westlich der nach Süden verlaufenden Hochspannungsleitung in der Mitte eines Weges Richtung Westen, diesen ziemlich lädierten Grenzstein (besorgen Sie sich doch besser ein GPS Gerät). Wir folgen dann dem Grenzweg bis zum Erzhäuser Reitplatz. Ich konnte auf dieser Strecke keine Grenzsteine ausfindig machen.

Stein 10Wir gehen dann am Waldrand nach Norden zum Hegbach, überqueren diesen auf einem Baumstamm und kommen dann auf die Waldwiese "Im Krötsee". In der Westecke soll ein Grenzstein stehen, den ich nicht gefunden habe. Bei einigen der im Folgenden beschriebenen Steine liegen(!) moderne Grenzsteine aus Granit. Ob diese Grenze irgendwann neu vermessen werden sollte? Der Stein Nr. 21  war zerbrochen, wurde aber von mir geklebt und neben einem rezenten Granitstein und einem Grenzsteinstumpf, den ich in der Nähe gefunden habe, neu gesetzt. Der Stein Nr. 22 ist mit "E" und "W" beschriftet. Am westlichen Waldeck fand ich die von einem andern Grenzgänger dokumentierten Steine leider nicht. Es geht weiter der Böschung entlang, wo wir auf zwei Grenzsteine stoßen, in die "No 9" und No 10" eingemeißelt ist. Wir erreichen dann die Wolfsgartenallee, wo unser Spaziergang am Egelsbacher Zwickel zu einem Ende kommt.

Dieses Waldgebiet wurde früher "Feldgen" genannt, so auf der Karte P1 180 (2) im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt (Ausschnitt). Die Karte ist nach Süden ausgerichtet.

Nach oben

Grenzsteintour III: Um das Krumme Feld

Anschauen in Google Earth
Das Krumme Feld ist heute ein Waldstück nördlich des Egelsbacher Flugplatzes, bestehend aus den Waldabteilungen 25 und 26 -->Lage. Es gehörte früher zum Langener und Egelsbacher Eigenwald und kam dann durch die Markteilung zu Egelsbach (= Flur VIII). Laut Hessischem Flurnamenbuch bedeutet "Krummes Feld" in diesem Zusammenhang ein Flurstück mit gekrümmten Grundriss. In einer Karte aus dem Archiv des Forstamtes Langen von 1841 ist das Gebiet abgebildet. Mitten durch führt die Schneise von Krummes Feld 1Erzhausen nach Egelsbach, die heutige Hans Fleissner Straße. Südlich davon liegt auf gerodetem Gelände der heutige Flugplatz. Nördlich und östlich des Gebietes sind die "Egelsbacher Wiesen" eingezeichnet, der Bruchsee existierte noch nicht. Im Südwesten sieht man ein Stück Hegbach. Im Osten grenzte das Krumme Feld an die Erzhäuser Gemarkung und dem Hessischen Domanialwald. Das besondere an der Karte ist, dass dort nicht nur die Besteinung gut erkennbar ist sondern dass die dort benutzte Nummerierung mit der Inschrift auf den Steinen identisch ist. Bevor ich diese Karte fand, hatte ich große Schwierigkeiten, die Sequenz der Steine zu interpretieren. Die heutigen Flurgrenzen decken sich nicht mehr mit der auf dieser Karte eingezeichneten Grenzlinie. Mit Hilfe dieser Karte war es jedoch relativ einfach, die noch vorhandenen Steine zu finden, zumal der Grenzgraben noch deutlich im Waldgelände zu erkennen ist.

Stein Nr 2 Krummes FeldWir beginnen unseren Spaziergang an der Wolfsgartenallee am Waldeck nahe der Brücke über den Tränkbach -->Lage. Den ersten Stein mit der Inschrift "1" finden wir ca. 25 m östlich der Wolfsgartenallee im spitzen Winkel der beiden Trimmpfade. Wir folgen dem Grenzgraben abseits der Waldwege, wo wir nach ca. 35 m auf den Stein mit der Ziffer "2" stoßen. Er steht am Wegrand des nördlichen Trimmpfades. Wir folgen dem Grenzgraben durch den dichten Wald nach Osten. Den Stein 3 haben wir an dem Knick des Grenzgrabens im Wald nicht finden können. Wenn er auf den nächsten Waldweg stößt, finden wir den schiefstehenden Stein Nr. 4, dessen Inschrift aber nur zu entziffern ist, wenn man weiß, um was sich es handelt.  Die Grenze macht jetzt einen 90 Grad Winkel nach Norden, um dann nach ca. 20 m wieder nach Osten abzubiegen. Der Stein 5 an der Biegung scheint abhanden gekommen zu sein. Stein 6  steht an der deutlich sichtbaren Böschung, der wir Nordgrenzejetzt nach Osten folgen. Stein 7 war nicht zu finden, Stein 8 schaut nur wenig aus dem Boden heraus. Stein 9 steht dort, wo der benachbarte Weg (Trimmpfad) die Böschung berührt. Die Steine 10 und 11 haben wir nicht gefunden. Von Stein 9 gehen wir 120 m der Böschung entlang, die wir hinter einer umgestürzten Eiche in einem 120 Grad Winkel nach rechts verlassen. Mit einigem Glück finden wir den hier nur schwach erkennbaren Grenzgraben, in dem nach ca. 70 m der Stein 12 steht. Er ist nicht beschriftet. Weiter geht es dem Grenzgraben entlang bis zum Stein 13 direkt am Rand des Weges (Trimmpfad). Hier biegt die Grenze halblinks nach Osten zu Stein 14 ab, wo sie im 90 Grad Winkel Stein 14Stein 4nach Norden führt. Die "4" in 14 entspricht übrigens der Inschrift auf Stein 4. Die Ziffer besteht aus einem oben offenen Rechteck mit einem kleinen Abstrich nach rechts unten. Seltsam. Die Grenze verläuft dann durch ein relativ neu aufgeforstetes Waldstück. Der Stein 15 ist dort verlorengegangen. Wir schlagen uns nach Norden zum Waldrand am Bruchsee durch. Dort, wo der Pfad von Süden an den Waldrand stößt, hätte Stein 16 gestanden. Der deutlich sichtbare Grenzgraben weist unseren Weg nach Osten. Wir können dabei die Steine 17 - 23 wie auf einer Perlenschnur aufgefädelt auffinden. Stein 19 ist zerbrochen, die beiden Bruchstücke wurden auf die Nordseite des Grabens wieder eingesetzt. Stein 23 steht an der Nordostecke des Krummen Feldes, wo die Grenze nach Süden abbiegt. Stein 24 müsste am Fuß einer großen Eiche an der Nordseite des Egelsbacher Schützenhauses gestanden haben. Auf der  alten Karte ist dort ein Knick der Grenze eingezeichnet. 20 m waldeinwärts nach Westen hinter dem Schützenhaus finden wir dann Stein 25. Wir gehen an der Rückseite des Schützenhauses nach Süden und erkennen am Zaun zum Parkplatz den Stein 26, auf den mich Herr Häusler aus Egelsbach aufmerksam machte und damit diese Recherche initiierte. Dieser Stein 26 ist der letzte Stein auf der Nord- und Nordwestseite des Krummen Feldes.

Krummes Feld 2Stein 53Die Steine auf dessen Südseite verschwanden beim Ausbau des Egelsbacher Flugplatzes. Es existieren aber noch einige beim Egelsbacher Tierheim. Vom Schützenhaus gehen wir zur Hans Fleissner Straße, wenden uns nach rechts und dann nach ca. 400 m nach links zum Tierheim. Vor dessen Eingang (auf der anderen Seite des Weges) können wir den Kopf des Steines  51 erkennen (die Steine 48, 49 und 50 entlang des Weges zum Tierheim habe ich nicht gefunden). Wir gehen den Weg weiter und sehen am nördlichen Wegrand KartenskizzeStein 52 und ca. 60 m weiter die Steine 53 und 54 nur wenige Meter voneinander entfernt im Wald. Der nächste Stein 55 steht im 90 Grad Winkel davon einige Meter südöstlich der neuen Holzbrücke über den Hegbach. Ca. 30 m hegbachabwärts  steht der letzte dieser Serie, der Stein 56. Dies ist sehr gut auf dem rechts oben stehenden Kartenausschnitt der Forstkarte und rechts unten an der Umriss-Skizze des Krummen Feldes (Quelle: Untere Denkmalschutzbehörde) zu erkennen. Interessant ist, dass 20 m hegbachaufwärts von Stein 55 ein unbeschrifteten Stein steht, der definitiv nicht die Grenze des Krummen Feldes markierte, sondern die Gemarkungsgrenze zu Erzhausen.

Wir gehen den Pfad hegbachabwärts entlang zum Waldrand und folgen diesem nach Norden und überqueren die Hans Fleissner Straße. Auf der Westseite der nach Norden führenden Waldschneise steht der von mir provisorisch wiederaufgerichtete Stein, der mit "60" auf der Karte gekennzeichnet ist. Er trägt jedoch die Inschrift "G" (für Gemeindewald?). Wir müssen bedenken, dass entlang dieser Schneise nicht nur die Grenze des Krummen Feldes verlief, sondern auch die ehemalige Gemarkungsgrenze zu Erzhausen bzw. früher zur Gemarkung Wiesenthal des hessischen Domanialwaldes. Dies war der letzte Grenzstein unserer Wanderung um das Krumme Feld. Wir gehen weiter nach Norden und biegen dann nach Westen ab, um den Ausgangspunkt unseres Spaziergangs zu erreichen.

Nach oben


Grenzsteine am Schloss Wolfsgarten

Anschauen in Google Earth
Die erste Anlage auf dem Gelände wurde zwischen 1721 und 1724 unter dem Landgrafen Ernst Ludwig (Regierungszeit 1687 - 1739) im Langener und Egelsbacher Eigenwald als Jagdschloss errichtet. Nach Abschaffung der Parforcejagd unter Landgraf Ludwig IX (Regierungszeit 1758 - 1790) verfielen die Gebäude, bis Erbprinz Ludwig III in den 1830er Jahren die Anlage renovierte. Ab 1870 diente Wolfsgarten den hessischen Großherzogen als Sommerresidenz.

Grenzen von Schloss WolfsgartenDas Grundstück ("Feldgen) war zu Beginn der Bautätigkeit relativ klein, es wurde dann zudem noch von der Grenze der Gemarkungen von Langen und Egelsbach durchschnitten: Bei der Markwaldteilung 1732 wurde das Gebiet um Wolfsgarten entlang der Wolfsgartenschneise und der Bornbruchschneise geteilt. Die Großherzöge versuchten seit den 1840er Jahren, das Privatgelände um das Schloss herum zu vergrößern. 1844 und 1845 wurden Tauschverträge mit Egelsbach und Langen unterzeichnet, durch die das Gelände bis zur Bornbruchschneise im Norden, die Luderschneise im Osten (heutige K 168 oder Prinzessin-Margarethe-Allee), die Gutwiesenschneise im Westen und einem Graben am südlichen Waldrand erweitert wurde. Im Forstamt Langen habe ich eine historische Karte entdeckt, auf der die getauschten Gelände eingezeichnet sind. Eine weitere historische Karte von 1913 aus dem Hessischen Staatsarchiv Darmstadt ist bei Kristof Doffing zu sehen. 1928 erfolgte wieder durch einen Gebietsaustausch mit der Gemeinde Egelsbach eine weitere Erweiterung des Geländes um einen ca. 150 m breiten Streifen nördlich der Bornbruchschneise. Seit 1961 liegt das Wolfsgartengelände in der Langener Gemarkung.

Um die Grenzsteine rund um das Schloss Wolfsgarten zu suchen, schlagen wir auch hier einen kleinen Spaziergang vor, der allerdings nicht in Sonntagskleidung erfolgen sollte. Die Wanderung beginnt am Parkplatz an der Einmündung der Burgschneise in die K 168. Wir laufen westwärts bis zur Kreuzung mit der Mitteldicker Allee. Wenn man genau hinschaut, kann man den Alleecharakter dieser alten Straße erkennen. Von der Kreuzung aus können wir 100 m weiter nördlich einen Stein mir WeisungMeilenstein bewundern. Wahrscheinlich standen an der Mitteldicker Allee, die schnurgerade bis zum großherzoglichen Forsthaus Mitteldick verlief, weitere solche Steine. Einer davon steht noch an der Sehring Grube. Wir drehen um und laufen zum (geschlossenen) Nordtor des Wolfsgartengeländes. Wir erkennen eine rote Skulptur und eine neu angepflanzte Allee. Links und rechts des Tores können wir die ersten Wolfsgarten-Grenzsteine finden. Nach dem oben Ausgeführten, können diese Steine erst nach 1929 gesetzt worden sein. Dem Aussehen nach sind diese Steine jedoch älter. Es ist zu vermuten, dass sie an der alten Grenze, der Bornbruchschneise, standen und 1929 an die neue Grenzlinie versetzt wurden.

Der linke Stein neben dem Tor trägt die Inschrift "E", der rechte ein "GE", für Egelsbach bzw. Gemeinde Egelsbach. Wenn wir den Zaun 110 m Richtung Langen gingen, würden wir einen weiteren Stein mit einem "E" DW Steinfinden. Wir wenden uns dem Zaun entlang nach Westen und entdecken nach 50 m einen weiteren Stein mit einem "E". Nach 130 m Unterholz kommen wir an den nächsten Stein, der ebenfalls ein "E" trägt. Oben erkennen wir ein Kreuz als Weisung (Abb. rechts oben). Bald erreichen wir die Gutwiesenschneise. An der nordwestlichen Ecke des Geländes  steht ein schöner Grenzstein mit der uns bekannten Aufschrift "E" auf einer Seite. Die andere ist mit "DW" beschriftet. Das steht für Domanialwald = herrschaftlicher Wald. Vergeblich suchen wir am Zaun an der Gutwiesenschneise, die wir in südlicher Richtung entlanggehen, nach Grenzsteinen.

An der südwestlichen Ecke des Geländes folgen wir dem Weg nach Osten. An einem Knick des Zaunes, ca. 110 m von der Wegbiegung entfernt, sehen wir vor dem Zaun einen unbeschrifteten Grenzstein, der nach 1844 gesetzt  sein muss, als das Wolfsgartengelände vergrößert worden ist. Wir gehen am Südtor vorbei, überqueren den Wassergraben und folgen diesem erst nach Norden, dann nach Osten. Bei einem meiner Besuche konnte ich dort keine Steine finden, da alles mit Brombeerranken überwuchert war. Am 2. Zaunknick sehen wir jetzt (nachdem der Graben freigeschnitten war) einen Grenzstein, der auf dem Kopf eine "3" oder ähnlich trägt. Seltsamerweise ist er auf der Nordseite (zum Zaun hin) mit einem "E" beschriftet, was darauf hinweist, dass er vorher an anderer Stelle stand. Die Wiese gegenüber gehört nicht zur Egelsbacher, sondern zur Langener Gemarkung.

DreiecksteinKarteikarteDer nächste Stein, der 70 m weiter östlich leider hinter dem Zaun steht, ist ein ganz Besonderer: Die Waldteilungsgrenze von 1732 war mit 8 "dreieckigen" Hauptsteinen und 46 Läufersteinen markiert. Der erste Dreieckstein wurde "in der einzelnen Heck auf der Wolffsgartenschnäiß an der Riedwieß" aufgestellt, der zweite Hauptstein an der Kreuzung Wolfsgartenschneise / Bornbruchschneise. Dazwischen wurden 3 Läufersteine gesetzt mit der Inschrift "Egelsbach" auf der Westseite und "Langen" auf der Ostseite. Der Stein, vor dem wir jetzt stehen, ist dieser erste Hauptstein. Sein Zustand ist leider sehr schlecht, die Beschriftung ist kaum zu erkennen ("E" auf der einen, ..wald auf der anderen). Rechts ist eine Erfassungskarte aus 1986 abgebildet, auf der die Inschrift skizziert ist. Der Stein steht genau in der Fortsetzungslinie der Wolfsgartenschneise nach Süden. Anmerkung 5/2014: Der Stein konnte von der Wolfsgartenseite inspiziert werden. Die Beschriftung auf der Ostseite ("Langen Eigenwald) war fast vollständig verwittert. Auf der SW-Seite erkannte man "E/EIGE /W", auf der NW-Seite "EGELSP /ER..../....". In Lit. Knöß (3) ist er noch in gutem Zustand abgebildet.

Wenn wir den Graben weitergehen, finden wir vor dem Trafohaus, nach weiteren 120 m und ca. 30 m vor der K 168 noch drei weitere Steine, die aber alle keine Inschrift aufweisen. Wir überqueren die Kreisstraße und laufen im Wald zum Ausgangspunkt der Wanderung zurück. Im Vertrag mit Langen aus 1845 steht explizit, dass die Grenze entlang der Luderschneise "in legaler Weise ausgesteint werden soll". Leider sind diese Steine wahrscheinlich dem Ausbau der Schneise zur K 168 zum Opfer gefallen.

Wenn Sie noch mehr Sandsteine sehen wollen, dann sollten Sie einen Besuch von Schloss Wolfsgarten zur Rhododendronblüte nicht versäumen. Sie können dort Steinbrücken, Steinbrunnen, Meilensteine und viele andere schöne Sachen aus Sandstein sehen. 

Literatur: Neusel (4)

Nach oben


Gütersteine im Langener Wald am Neurott

Anschauen in Google Earth
Neurott-SteineEine sehr interessante Serie von Grenzsteinen findet man entlang der Fichtenschlagschneise parallel der Steubenstraße im Langener Stadtteil Neurott. Herr Triska aus Langen/Neurott machte mich auf einen dort im Wald stehenden Stein mit einer Nummer aufmerksam. Bei mehreren Ortsbegehung fanden wir weitere nummerierte Steine: 499, 495, 492, 487, 486, 477, 475, 474, 473, 471, 470 und dann entlang südlich eines Grabens in östlicher Richtung Steine mit den Nummern 469, 468, 467, 466. Ein Stein mit der Nummer 464 steht an der Fichtenschlagschneise, aber auf der anderen Seite des Grabens. Weiterhin gibt es an der Steinbrücke über den Graben noch links und rechts zwei unbeschriftete Steine sowie zwei weitere unbeschriftete Steine nordwestlich des Grabens im Wald, die aber wahrscheinlich hier ohne Belang sind. Auffallend war, dass die beschrifteten Steine recht dicht stehen (Entfernung z.B. zwischen 473 und 474 ca. 8 m) und dass sie nicht parallel zum Weg aufgestellt sind. Die beschrifteten Seiten stehen im 135 Grad-Winkel zur Waldschneise. Weiterhin erkennt man bei genauem Hinschauen hinter manchen Steinen einen leichten Graben ebenfalls im 135 Grad Winkel nach Südwesten im Wald verlaufen.

Es hat einige Zeit gekostet, hinter das Rätsel dieser Steine zu kommen.
KartenvergleichIch habe zunächst in das Messtischblatt von 1876 geschaut (linke Abb.) und zu meiner Überraschung gefunden, dass das unregelmäßige Trapez vom heutigen Waldrand zur Siedlung Neurott, der Finkenschneise, der Kirchschneise und der "Trift" Waldrand nicht bewaldet war! Die mittig darin verlaufende heutige Fichtenschlagschneise war damals ein Feldweg. In der 1876er Karte ist der Wassergraben eingezeichnet, der das Feld im Neurott entwässerte. Auch die heute noch existente Steinbrücke ist zu erkennen. In Lit. Lütkemann (3) S 111 ist erwähnt, dass in den Jahren 1828 und 1835 zwischen Kirchschneise und Viehtrieb 65 Morgen Wald gerodet wurden. Andererseits wurde zwischen 1901 und 1929 das Neurott mit 24,8 ha wieder aufgeforstet. In einer historischen Karte aus den Forstamt Langen von 1842 (und den späteren Ergänzungen dort) ist dies gut zu erkennen. In Lit. Klenk (2), S. wird erwähnt, dass das Neurott ursprünglich Gemeindeland war, das 1834 gegen Zahlung einer Abstandssumme an die Gemeindemitglieder aufgeteilt wurde.

Dies alles ergibt folgendes Bild: Das oben beschriebene Waldgelände wurde zwischen 1828 und 1835 gerodet und teilweise in Ackerland verwandelt. Dabei wurden die Grenzen der Äcker mit Gütersteinen versehen. Wenn man die Entfernung zwischen Stein 499 und 470 ( = 240 m) durch die potentielle Anzahl der Steine dort ( = 30) teilt, erhält man 8 m als die Breite jedes Ackerstreifens. Die Äcker verliefen jedoch nicht rechtwinklig zur Fichtenschlagschneise, sondern im Winkel von 135 Grad, nämlich parallel zu der "Trift", auf die am roten Pfeil die Fichtenschlagschneise stößt. Dies erklärt auch, dass die Steine im 135 Grad Winkel zu der Fichtenschlagschneise stehen ( = parallel zur Ackergrenze und zur "Trift"). Diese Gräben sind auch in Google Earth deutlich zu erkennen.

GrabensteineWas hat es aber mit den Steinen 469 - 466 an dem Wassergraben auf sich? Die linke Abbildung aus dem 1876er Messtischblatt gibt die Lage und Laufrichtung der Äcker schematisch wieder. Dabei ist zu erkennen, dass der Wassergraben die nördliche Begrenzung des parzellierten Gebietes darstellt. Insgesamt erscheint diese Hypothese sehr stimmig. Die Gräben, die man im Wald erkennen kann, waren die damaligen Ackerfurchen. In einer Probe aufs Exempel habe ich am Ender einer Ackerfurche sondiert und in der Tat einen Stein 5 cm unter der Oberfläche gefunden (aber nicht freigelegt).Die südlichen Begrenzungen der Äcker waren sicherlich auch besteint, allerdings dürften diese beim Bau der Siedlung Neurott verschwunden sein. Ca. 40 m südlich des Steines 495 haben wir einen herausliegenden unbeschrifteten bearbeiteten Stein gefunden, der von der südlichen Begrenzung stammen könnte. Der in der 1876er Karte eingezeichnete Parallelweg zur Fichtenschlagschneise ist nicht mehr vorhanden. Der Stein 471 lag stark beschädigt heraus, ich habe ihn provisorisch (bewusst in nicht korrekter Richtung) wiederaufgestellt und werde gelegentlich eine abgebrochene Ecke mit Spezialkleber befestigen. Beim Graben des Einsetzloches wurde klar, warum das Gebiet wieder aufgeforstet wurde: unter einer dünnen Humusdecke kam reiner Sandboden zutage. Angemerkt sei noch, dass der Stein 464, der an der Fichtenschlagschneise nordöstlich der Steinbrücke steht, wahrscheinlich ursprünglich am Graben östlich des Steines 466 stand.
Nachtrag: Wir haben einige Tage später gezielt nach dem Stein 465 gesucht und haben ihn genau an der erwarteten Stelle tief im Laub verborgen gefunden. 6 m weiter nördlich fanden wir einen weiteren, allerdings unbeschrifteten Stein, der nicht ganz in die Systematik passt. Lit: Ott (2)

LaserscanErgänzung Mai 2016: Ich schrieb im ersten Absatz dieses Kapitels dass sich nordwestlich des Grabens zwei unbeschrifte Steine befinden, die wahrscheinlich ohne Belang sind. Ich habe mich getäuscht: Bei einer erneuten Begehung habe ich zwischen Fichtenschlagschneise und Finkenschneise insgesamt vier Steine gefunden und zwar einen unbeschrifteten und drei mit den Nummern 520, 522, 523. Weiterhin entdeckte ich ca. 25 m nordwestlich der Brücke auf der Südostseite der Fichtenschlagschneise einen Stein mit der Beschriftung 462. Daraus ist zu schließen, dass ein größerer Teil des um 1830 gerodeten Waldgebiets im Neurott mit Gütersteinen versehenen Ackerstreifen umgewandelt worden ist. Ein Blick auf das Laserscan-Bild belegt dies. Man erkennt dort deutlich die 135 Grad-Strukturen im Wald, die über die Fichtenschlagschneise und den Graben  hinausgehen. Nicht ganz verstanden habe ich die Sequenz der Nummerierung. Sie beginnt mit 462 und 464 an der Fichtenschlagschneise und dann geht es am südöstlichen Teil des Grabens mit 465 - 465 weiter. Es folgten dann wieder entlang der Fichtenschlagschneise die Steine 469 bis 499. -->Hier können Sie eine Übersichtskarte der Steine an der Fichtenschlagschneise aufrufen.

Neurott


Nach oben