Steine in der Dreieich
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Grenzsteine im Grenzgebiet von Offenthal, Götzenhain und Dietzenbach


OTGODI Kartegpx DateiIn diesem Kapitel wollen wir uns mit den Grenzsteinen um den Schnittpunkt der Gemarkungen von Offenthal, Götzenhain und Dietzenbach beschäftigen. Es handelt sich dabei um den Teil der Dreieicher Ringlandwehr zwischen der zwischen der L 3001 (Dietzenbach-Offenthal) und der K 173 (Götzenhain-Dietzenbach), der zugleich die Grenze von Dreieich und Dietzenbach ist, sowie um ein daran angrenzendes Wiesengelände auf Dietzenbacher Gemarkung, die Hundslochwiese, sowie ein ebenfalls angrenzendes Waldstück, das "Birken". Die vorgeschlagenen Spaziergänge sind entlang der Ringlandwehr sehr kommod. Bei dem Birken sind zumindest feste Schuhe angesagt, während bei der Hundslochwiese Gummistiefel empfohlen werden. 
Desweiteren werden hier die Steine der Grenze der ehemaligen Gemarkung Philippseich zu zu Offenthal beschrieben. 

Grenzsteine entlang der Dreieicher Ringlandwehr

RinglandwehrDie Dreieicher Ringlandwehr war ein mittelalterliches Verteidigungssystem aus Gräben und Hecken, das nur an besttimmten Schlägen passiert werden konnte. Sie umfasste die Isenburgische Orte Egelsbach, Langn, Hain, Sprendlingen, Götzenhain und Offenthal. Der nebenstehende Ausschnitt einer Karte um 1600 zeigt den Abschnitt der Ringlandwehr, den wir hier behandeln wollen. Links sehen wir den Dietzenbacher Schlag an dem Weg Götzenhain-Dietzenbach, den Götzenhainer Wald (der offensichtlich gerodet wurde) und rechts den Fußpfad nach Ober-Roden. Interessant ist die Tatsache, dass dazwischen vier Grenzsteine eingezeichnet sind, von denen der rechte mit "Stein am Birken" gekennzeichnet ist. Diese Grenzlinie trennte das Isenburger Territorium von dem Teil der Röder Mark, welches bis 1771 offiziell zum Hanauer Territorium, Amt Babenhausen, gehörte.

CH SteinKreuzstein 1Insgesamt konnten 2012 noch 12 Steine auf dieser Grenzlinie gefunden werden. Sie sind sehr inhomogen, ein Zeichen dafür, dass die zu verschiedensten Zeiten aufgestellt wurden. Man kann drei Typen unterscheiden: Steine mit der Inschrift "D" auf der Ostseite und einem "C" auf der Westseite. "D" steht sicherlich für Dietzenbach. Das "C" könnte ein verunglücktes "G" für Götzenhain sein. Der zweite Typ ist unregelmäßig geformt und trägt ein Kreuz auf beiden Seiten. Dies sind wahrscheinlich die älteren Grenzmarkierungen. Die anderen Steine sind unterschiedlich gestaltet. Die Abbildungen stammen von Frau Luise Hubel.

godi14Wir können sehr bequem diesen Grenzabschnitt entlangwandern, wenn wir vom Parkplatz an der Straße Götzenhain - Dietzenbach nach Süden laufen. 30 m vor der ersten Querschneise entdeckte ich (Jan. 2012) die Bruchstücke und den Fuß des Kreuzsteines, der oben rechts abgebildet ist. Die Bruchstelle war sehr frisch, der Stein dürfte bei den kurz vorher durchgeführten Schnittarbeiten zerbrochen worden sein. Er wurde im März 2013 restauriert. Leider fehlten einige Bruchstücke. Den nächsten, unbeschrifteten Stein finden wir nach der o.g. ersten Querschneise links CD Steindes Weges, der dann eine leichte Biegung macht. Bis zum CD SteinDurchlass einens kleinen Wassergrabens stehen dann drei sehr schöne "C - D Steine". An der nördlichen Ecke des Schwimmbadgeländes wurde ein unscheinbarer, unbeschrifteter Stein gesetzt. Ca. 90 m vor der südlichen Ecke des Schwimmbadgeländes erkennen wir den letzten "C-D Stein". Zwischen dieser Ecke und der nächsten Wasserdurchlass (Hengstbach) stehen zwei schöne Kreuzsteine. An besagter Brücke lag 2004 ein weiterer Kreuzstein, der allerdings zwischenzeitlich wahrscheinlich seinen Weg in einen Privatgarten gefunden haben wird. Wir erkennen an dieser Stelle sehr gut den Graben der Dreieicher Ringlandwehr. Linkerhand öffnet sich die Hundslochwiese, deren Besteinung weiter unten beschrieben wird.

GO-DI 3Ca. 80 m südlich des Waldrandes findet man einen unbeschrifteten Stein nur wenig aus dem Boden ragen. 20 m weiter steht ein weiterer unbeschrifteter Stein am Fuße einer Eiche. Bald darauf sehen wir rechts eine verfallene Hütte. Hier können wir auf dem Spaziergang die Runde um den Birken beginnen. Alternativ gehen wir weiter Richtung Süden, bis zur nächsten Weggabelung. Hier folgen wir dem deutlich sichtbaren Grenzgraben (und den Hochspannungsleitungen), bis nach ca. 150 m eine locker im Boden stehende Steinplatte (60x40x16 cm) mit einem Kreuz am oberen Rand erreicht wird. Ob dieser ungewöhnliche Grenzstein der in der oben abgebildeten Karte von 1600 der "Stein am Birken" ist?

OT-DI SteinWeiter dem Grenzgraben folgend erreichen wir am Waldrand (Hundedressurplatz) das "Dreigemarkungseck" von Offenthal, Götzenhain und Dietzenbach, an dem aber kein Stein zu finden ist. 25 m östlich davon steht der einzige Grenzstein, den wir an der Grenze von Dietzenbach mit Offenthal gefunden haben. Man erkennt deutlich ein Kreuz als Weisung, ansonsten ist der Stein unbeschriftet. Man kann jetzt nach Westen gehen, um das Birken zu umrunden. Man kann aber der Grenze nach Osten folgen, die L 3001 überqueren um dann linkerhand den "Pohlgraben" zu suchen. Der Pohlgraben (= Pfahlgraben) ist die Fortsetzung der Dreieicher Ringlandwehr, die hier einen südöstlichen Verlauf hat.



Gütersteine an der Hundslochwiese

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Zeichnungen von Luise HubelDie Hundslochwiese liegt südlich des Dietzenbacher Schwimmbades und wird durch die Landesstraße von Dietzenbach nach Offenthal durchschnitten -->Standort. Im westlichen Teil der Wiese befindet sich ein ca 2 m tiefes Wasserloch, von dem die Wiese ihren Namen jedoch nicht haben kann (s. u.).  Die Wiese wurde aufwändig mit 25 nummerierten Grenzsteinen und einem umlaufenden Graben markiert. Auf der Nordseite ist dies der Hengstbachgraben, im Westen die Dreieicher Ringlandwehr. Auf dem Bild links kann man Skizzen der Steine, die Frau Luise Hubel bei ihrer Dokumentation dieser Grenzsteine im Jahr 2004 festgehalten hat, abrufen. Fast alle Steine sind noch erhalten, allerdings sind einige in einem recht schlechten Zustand. Die der Wiese zugewandte Seite der Steine ist mit einer Ziffer und (darunter) einem "H" (für Hanau, Herrschaft, Hege?) beschriftet, die andere Seite mit einem "D", wahrscheinlich für Dietzenbach. Die Steine stehen fast alle auf der der Wiese abgewandten Seite des Grenzgrabens.

Interessant ist die Tatsache, dass an der Grenze noch ältere, nur roh behauene und unbeschriftete Steine zu finden sind, die mehrheitlich herausliegen. Auf der Ostseite der dort zwischenzeitlich bewaldeten Wiese stehen zwischen den Steinen der oben beschriebenen Serie weitere Steine, diesmal auf der der Wiese zugewandten Seite. Sie sind gegenläufig zu der Zählung der oben beschriebenen Serie mit 10, 13, 14, 15 und 16 beschriftet. Auch auf der Nordseite der Wiese gibt es auf der Wiesenseite weitere Steine, auf denen die Ziffern 1, 2 und 3 stehen.

RückseiteIn Lit. Nahrgang (4) wird angeführt, dass die Hundslochwiese (1653 Huntzelwiese und 1677 Hunzel oder Hundtslochwiese genannt) eine besonders abgesteinte feuchte Wiese an der östlichen Gemarkungsgrenze von Götzenhain ist. "Hund"  sei wohl von "unde" für "Flut" und "Loch" von "lah" und "lache" für Grenzzeichen, Grenze abgeleitet. 1652 wird die Wiese von 28 Dietzenbachern an zwei Hainer verkauft. 1703 geht sie an die Herrschaft der Isenburger über, die sie 1710 gegen Tausch eines anderen Geländes Hanau überlassen. Das Hanau-Lichtenbergische Territorium, Amt Babenhausen (-->Dietzenbach) wird 1736 von Hessen-Darmstadt übernommen. 1833 sollte die Hundslochwiese in mehreren Teilen versteigert werden. Die Gebote erschienen dem Großherzhoglichen Rentamt jedoch nicht ausreichend (Lit. Wolf (2)). Heute ist die Wiese und der umgebende Wald im Besitz der Stadt Dietzenbach und wird vom Forstamt Langen betreut.

24 HEs ist naheliegend zu vermuten, dass vor der Versteigerung die Wiese neu vermessen und besteint worden ist. Die Steine sitzen genau auf den modernen Grenzpunkten. Ein Dietzenbacher Bürger beschwerte sich 1831 beim Rentamt, dass die Wiese "ganz außer Ordnung sei, weil an vielen Morgen keine Pflöck und kein gewißes mehr sei". Seltsam ist allerdinge der schlechte Zustand der Steine und die wenig professionelle handwerkliche Ausführung der Inschriften. Die "2" ist durchweg als "Z" eingemeißelt, was für das 19. Jh. etwas ungewöhnlich ist. Wie beschrieben, finden sich noch ältere nummerierte und unnummerierte Steine im Bereich der Wiesengrenze, d. H. auf der Wiesenseite des Grenzgrabens. Es ist schwer abzuschätzen, wann diese gesetzt worden sind

GrenzsteinkarteMan erreicht die Hundslochwiese am besten vom Parkplatz des Dietzenbacher Schwimmbades aus, indem man erst Richtung Götzenhain geht und dann am Waldrand links abbiegt. Man überquert den Hengstbachgraben und sieht die Wiese links liegen. Wir gehen ca. 100 m weiter und überqueren dann den Wassergraben (Dreieicher Ringlandwehr) um auf die Südseite der Wiese zu kommen -->Standort. Bald sehen wir an einem trocken Graben den ersten Stein der Serie mit der Inschrift "D" auf der Südseite und "2 H" (untereinander) zur Wiese hin. Der Stein mit der Ziffer 1 fehlt, der 3er Stein lag heraus und wurde neu gesetzt (s. u.). Wir folgen dem Graben nach Osten und finden an jeder Biegung oder Knick einen beschrifteten Grenzstein. Der Stein 13, kurz bevor wir die Kreisstraße überqueren, fehlt leider; zumindest habe ich ihn nicht gefunden.

HundslochwieseAuf der anderen Seite der Straße sehen wir am Fuß der Böschung den quadratischen Kopf eines Steines aus Basalt mit der sehr sauber gearbeiteten Inschrift "K O"aus dem Laub heraus schauen, bei dem es sich um einen Straßenstein handeln dürfte (K O = Kreis Offenbach?). Wenn wir uns an dieser Stelle zur Straße wenden, erkennen wir die Steinabdeckung der Verrohrung des Grenzgrabens, die vom Wurzelwerk eines Baumes umfasst wird. Ein sehr schönes Ensemble.

Wir gehen einige Meter nach Osten und stoßen auf den prominent dastehenden Stein 14. An ihm biegt der Grenzgraben nach Norden ab. OstgrabenIch bin dem Graben bei strengem Frost auf dem Eis entlang gegangen, ansonsten sind an dieser Stelle Gummistiefel empfehlenswert. Auf der Ostgrenze der Hundslochwiese sieht man auf der detaillierten modernen Flurkarte vier Grenzpunkte, auf denen die Steine 14, 15, 16 und 18 stehen. An der Stelle, wo Stein 17 gestanden haben könnte, steht nur noch der Fuß eines Grenzsteines am östlichen Grabenrand. Auf diesem Abschnitt finden wir auch die erwähnten Steine (auf der Westseite des Grabens) mit den Inschriften 10, 11, 12, 13, 14, 15 und 16. Sie gehören nicht zu der bisher beschriebenen Steinserie; es fehlt das "H" auf der Vorder- und das "D" auf der Rückseite. Weiterhin läuft die Zählung entgegengesetzt (13 im Norden, 16 im Süden). Diese stammen möglicherweise von einer älteren Besteinung der Wiese. Der Stein 11 liegt heraus und ist stark beschädigt, die "11" ist kaum zu erkennen.

Grenzpunkt 21Nach dem Stein 18 folgen wir dem Grenzgraben nach Westen, überqueren vorsichtig die Kreisstraße und finden Stein 19 wenige Meter von der Straßenböschung entfernt. Stein Nr. 20 ist offensichtlich verlorengegangen. Am Grenzpunkt 21 fand ich interessanterweise 4 Grenzsteine. Hinter dem dort stehenden Baum lag der in mehrere Teile zerbrochene Kopf des Steines 21. Sie wurden von mir gesichert, so dass zumindest der Kopf restauriert werden kann (s. Nachtrag). Vor dem Baum (auf der Grabenseite) steht ein unbeschrifteter, nur roh zubehauener Stein, der wahrscheinlich von einer älteren Besteinungsperiode stammt. 50 cm davon entfernt steht ein Stein mit  der Inschrift "12". Diese Inschrift passt nicht in die Logik der Steinkennzeichnung an der Hundslochwiese. Ob es sich um einen Zahlendreher (12 statt 21) handelt? Der vierte Stein an dieser Stelle lag auf der Wiesenseite des Grabens im Schlamm. Ich habe ihn provisorisch wieder aufgerichtet. Zu meiner Überraschung war er mit einer "3" gekennzeichnet.

Wir folgen dem Graben weiter Richtung Götzenhain und kommen nach ca. 30 m an einen Stein, auf dem wir eine 7 erkennen. Der Unterstrich fehlt aber, daher handelt sich es um "Z" = "2". Danach kommen die Steine 22 und 23 der Hauptserie, gefolgt von einem stark beschädigten, unbeschrifteten Stein auf der Wiesenseite des Grabens. Überraschenderweise folgt nach Stein 23 der Stein 25, der genau auf dem Grenzpunkt steht, auf dem eigentlich Stein 24 stehen müsste. Ca. 30 m weiter den Graben entlang finden wir auf dessen Wiesenseite einen Grenzstein mit der Inschrift "I". Kurz darauf steht der Stein mit der Aufschrift "24" an einer Stelle, die definitiv kein moderner Grenzpunkt ist. Er steht auch verkehrt herum ("24 H" zeigt von der Wiese weg); ein weiterer Beleg, dass er sich nicht an der Originalstelle befindet. Noch weiter dem Graben entlang, dort wo dieser in die Ringlandwehr  mündet, finden wir den letzten Stein unseres  Ausfluges um die Hundslochwiese. Leider ist nur noch der Stumpf von ihm übrig geblieben. Wir überqueren dann den Landwehrgraben und können zum Ausgangpunkt unseres Spazierganges zurückkehren.

Nachtrag August 2012:
Hundslochwiese Stein 21Hundslochwiese Stein 21Einige Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins Dietzenbach hatten sich bereiterklärt, an der Hundslochwiese den von mir restaurierten Stein Nr 21 neu einzusetzen. Es war nicht einfach den Stein und das Material von der Straße durch den feuchten "Urwald" an den ursprünglichen Standplatz zu bringen. Es wurde ein Fundament aus Estlich gegossen und den mit Edelstahldübel versehenen Grenzstein darauf plaziert. Bald danach sah die Stelle so aus, als ob der Stein nie zerstört worden wäre. Die Mannschaft zog dann weiter zum herausliegenden Stein Nr. 3 und setzte ihn an seinen ursprünglichen Ort. Lesen Sie darüber hier einen Artikel aus der Offenbach-Post.

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Grenzsteine am Waldstück "Birken"


Waldstück BirkeDieser Wald wird begrenzt von der Dietzenbacher Gemarkung im Osten, der Offenthaler Gemarkung im Süden und der Feldgemarkung von Götzenhain im Westen und Norden. Der Name des Waldes wurde bereits 1554 erwähnt ("In den Bircken", Lit Nahrgang (4), S.129). Er gehörte zur Sprendlinger Urmark, die schließlich in das Territorium der Isenburger einverleibt wurde. Der Wald war Privatbesitz der jeweiligen  Herrscher und wurde zur Abgrenzung zu den Feldern der verschiedenen Gemeinden besteint, um die Grenzen des Besitzes zu markieren. Der Wald blieb im Eigentum des Hauses (bzw. der Häuser) Isenburg, auch nachdem das Isenburger Territorium 1816 in das des Großherzogtums Hessen aufging.

Auf der Flurkarten von 1851 (Geometer Hauf) wurde die Grenze zum "Fürstlich Isenburgischen Wald" am Kirchborn deutlich als Gemarkungsgrenze gekennzeichnet. Dies war bei dem "Birken" nicht der Fall; das Waldstück war Teil der Flur III. Es war beschriftet mit "Herr Graf von Isenburg-Philippseich (Wald No 1)". Es existiert weiterhin eine Karte von 1932 aus dem Langener Forstamt, der zu entnehmen ist, dass das "Birken" zu diesem Zeitpunkt Staatswald war und zum Forstamt Isenburg, Revier Götzenhain, gehörte. Wie ist das zu interpretieren?

Forstkarte von 1932Rückblick: 1663 lässt Graf Johann Ludwig von Isenburg-Birstein bei Götzenhain einen Tiergarten anlegen. 1687 teilen Johann Philipp und Wilhelm Moritz von Isenburg die Erbschaft ihres verstorbenen Vaters. Johann Philipp bekommt Offenbach als Residenz und die Herrschaft Dreieich. Nach ihm erhält der Tiergarten den Namen Philippseich. 1718 stirbt Graf Johann Philipp von Isenburg. Das Gebiet wird erneut geteilt: Sein jüngerer Sohn Wilhelm Moritz II. erhält die Orte Götzenhain, Offenthal, Urberach und Münster der Herrschaft Hain und nennt sich von Isenburg-Philippseich mit Sitz in Philippseich. Damals muss die "Birke" in den Besitz der Nebenlinie Isenburg-Philippseich gekommen sein. 1920 starb diese Linie aus und der Besitz kam wieder in die Verfügung der Fürsten von Isenburg-Birstein. Es liegt nahe, dass 1929 auch das "Birken" vom Hessischen Staat gekauft und in das Forstrevier Götzenhain eingegliedert wurde. Vergleicht man die Lage der noch vorhandenen Grenzsteine, so fällt auf, dass sie in Richtung Götzenhain nicht auf modernen Grenzpunkten stehen. Es ist anzunehmen, dass es nach 1929 zu einer Bereinigung des komplexen Grenzverlaufes kam. Der ehemalige Grenzverlauf mit Grenzpunkten kann der o.g. Karte von 1932 aus dem Archiv des Forstamtes Langen entnommen werden.

Zeichnungen HubelInteressant ist die Tatsache, dass an den meisten Isenburgischen (Birsteinischen) Forstgrenzen die Steine mit "FJ" (Fürstentum Isenburg) beschriftet sind. Die Grafen von Ysenburg wurden 1744 in den Fürstenstand erhoben, daher müssten diese Steine nach diesem Jahr gesetzt worden sein. In dem "Birken" ist dagegen ein "GY" (Grafschaft Ysenburg) zu erkennen. Entweder sind sie vor 1744 gesetzt worden oder (was wahrscheinlicher ist) das GY bezieht sich explizit auf den Grafen von Isenburg-Philippseich. Dann wären die Steine definitiv nach 1718 aufgestellt worden.

Die meisten Grenzsteine am Waldrand des "Birken" wurden 2004 von Frau Luise Hubel beschrieben. Die Abbildung zeigt einige ihrer Zeichnungen dieser Grenzmarkierungen. Wie bereits erwähnt, wurde die West- und Nordgrenze des Waldgebietes bereinigt und mit modernen Granitstelen besteint. Daher haben wir die von uns gefundenen Grenzsteine in die obige Karte von 1932 eingetragen. Alle dort aufgeführten Grenzpunkte waren früher besteint! Das Begängnis an der West- und Südseite des Waldstückes ist relativ hoch, daher wollen wir von der Veröffentlichung der Koordinaten absehen und den sportlichen Ehrgeiz der potentiellen Grenzsteinsucher anregen, diese aufgrund der historischen Karte und unserer Beschreibung zu finden (und möglicherweise welche, die wir noch nicht entdeckt haben).

NaturdenkmalWir beginnen unseren Spaziergang an der uralten Eiche am Südwesteck des Waldgeländes. Am Fuß der Eiche fällt uns der erste Stein der Serie auf (Pfeil). Er ist stark angewittert; eine Inschrift ist nicht zu entziffern. Er lag vor einiger Zeit heraus und wurde gestohlen. Einem bekannten Offenthaler Heimatkundler ist es gelungen, ihn ausfindig zu machen und ihn wieder einzusetzen. Wir halten uns rechts und biegen dann rechts in den Hainer Weg, der dem südlichen Waldrand folgt. Nach ca. 50 m können wir den ersten Stein mit der Aufschrift "GY" erkennen. Im Laufe dieses Weges fallen zwei weitere Steine auf, die nur wenige Zentimeter aus dem Weg bzw. Wegesrand herausschauen, die wir aber nicht ausgruben. Das müssten ebenfalls GY Steine sein. Wir laufen dem Waldrand weiter nach Osten, bis wir unter der Hochspannungsleitung dem Grenzgraben nach Norden folgen. Wir kommen dort an der oben beschriebenen Steinplatte mit einem eingemeißelten Kreuz vorbei und stoßen wieder auf den Weg zum Dietzenbacher Schwimmbad. 140 m bevor dieser Weg den Wald verlässt, sehen wir links die Überreste einer Gartenhütte.

Wenn man genau hinschaut, kann man Richtung Westen einen Grenzgraben erkennen. Dort standen noch 2004 zwei Grenzsteine, die offensichtlich Liebhaber gefunden haben. Ihre Abbildungen entsprechen den ersten beiden in der oben abgebildeten Skizzenserie von Frau Hubel. Der Erste stand direkt am Weg Offenthal - Dietzenbacher Schwimmbad, der andere ca. 36 m weiter westlich davon -->Standort. Mögen die "Finder" wegen ihres schlechten Gewissens unter schlaflosen Nächten leiden, das nur durch die Rückgabe der historischen Steine gelindert werden kann!

K. DorenkampWir gehen dem Grenzgraben entlang erst durch den Wald und dann dem Waldrand entlang. Dort finden wir vier Grenzsteine, von denen der erste  abgebrochen war. Konrad Dorenkamp half bei der Restaurierung und Wiederaufstellung des Steines. Er ist ebenso wie der zweite und vierte mit "GY" beschriftet. Der Dritte ist eine unregelmäßige, unbeschriftete  Säule aus Rotliegendem, die nur locker in der Erde saß, die wir aber tiefer und fester in die Erde setzten. Bald erreicht der Waldrandweg wieder das Waldgelände. Die frühere Stein 5dGrenze bog ca. 20 m danach rechts ab. In der Nähe dieses Grenzpunktes konnten wir einen herausliegenden Stein finden, der nicht zur GY Serie passt. Er ist kleiner und mit geheimnisvollen Runen markiert. Er wurde von uns am Fundort wiedereingesetzt (es handelt sich nicht um einen offiziellen Grenzpunkt). Wir gehen die 20 m zurück und folgen dem Waldrand nach Norden und gehen an einer kleinen Waldecke nach Westen in den Wald hinein. Ein alter Grenzgraben ist erkennbar, ebenso ein gut erhaltener Stein der GY Serie (er lag heraus und wurde durch uns wieder aufgerichtet). Wenige Meter danach biegt der alte Grenzgraben  nach Norden ab. Jetzt kommen wir an einen Stein, der von Herrn Konrad Dorenkamp gefunden wurde. Dieser GY-Stein war abgebrochen. Zusammen mit Herrn Dorenkamp wurde der Steinfuß gerade gerückt und mit dem Kopf zusammengefügt.

Stein 5cIn dem Nordteil des Waldstückes konnten wir keine weiteren Steine mehr finden. Wir stoßen zurück auf den Ost-Westweg, dem wir vorher folgten. Ca. 20 m vor dem Knick des Waldrandes nach Süden finden wir wieder einen schönen GY Stein. Am Knick liegt ein moderner Granitstein heraus. Wir laufen weiter nach Süden, um nach 50 m einen kleineren, stark gewölbten Stein mit der Inschrift "P" zu finden. Über die Bedeutung von "P" kann man nur spekulieren.  Weiter geht es entlang des Waldrandes. Auf der Südseite der Wiesengeländes konnten wir keine Steine finden. P-SteinAchtung: an der Südwestecke der Wiese läuft der alte Grenzgraben noch ca. 20 Meter in den Wald hinein, um dort in einem rechten Winkel nach Norden abzubiegen. Dieser Graben ist im Wald sehr gut zu erkennen. Auf der Höhe des o.g. Ost-Westweges hat Frau Hubel 2004 einen schönen GY-Stein dokumentiert, den wir leider nicht wiederfinden konnten ("10 m westlich des Waldrandes an einem rechtwinkligen Knick des Walles nach Norden", 4. Skizze von links). Die Nordseite des Gebietes war durch einen heute noch deutlich sichtbaren Graben mit Aufwurf gekennzeichnet, der ca. 10 m vom nördlichen Waldrand entfern verläuft. Am Westende des Grabens, ca. 7 m vom asphaltierten Weg entfernt, erkennen wir den zweiten. "P-Stein" auf unserem Spaziergang. 2 m davon entfernt wurde ein moderner Granitstein gesetzt.

Wir gehen dem Weg entlang Richtung unseres Ausgangspunktes. Ein Weg führt nach links in den Wald, dem wir aber nicht folgen. Ca. 90 m weiter südlich stehen zwei GY Steine 4 m voneinander entfernt links im Wald. Hier war früher ein Knick in der Grenzlinie. Einer der Steine hängt  nach Osten. Knapp 40 m weiter südwestlich können wir uns am letzten GY Stein unserer Wanderung erfreuen (ca. 7 m vom Asphaltweg entfernt im Wald). Die alte Eiche, unser Ausgangpunkt ist nur wenige Meter entfernt.

Anmerkung 3/2014: Ein Offenthaler Bürger berichtete mir, dass  im Birken ein herausliegender "GY Grenzstein" abhanden gekommen sei. Er habe ihn jedoch wiedergefunden und gesichert. Er wollte dass der Stein wieder auf der Grenzlinie dort eingesetzt wird.  Wir entschieden uns für einen Standplatz ca. 70 m nordöstlich der oben erwähnten Eiche, dort wo die Grenze einen Knick nach Osten macht, dem Waldrand folgend. Eine spätere Betrachtung ergab jedoch, dass der Stein früher ca. 150 m weiter nordöstlich stand. Auf der oben gezeigten Forstkarte ist dieser Grenzpunkt mir der Nummer 856 gekennzeichnet. Wir haben uns aber entschlossen, den Stein vorerst nicht zu versetzen.

Interessant ist die Tatsache, dass auf dem Götzenhainer Feld 1944 der Feldflugplatz Götzenhain eingerichtet wurde. Die Landebahn verlief vom vom "Birkeneck" an Hundslochwiese (bzw. an der Landwehr)  nach Nordwesten quer über das Wiesengelände. Sie war ca. 20 m breit und mit Messeler Schlacke befestigt. Die Die Flugzeuge (Me 109) waren im Wald (Birke) abgestellt. Es gab dabei eine Reihe von Unfällen, wobei die verunglückten Maschinen ebenfalls in den Wald getogen wurden. Entgegen anderslautenden Informationen  standen keine Flugzeuge auf der Hundslochwiese; sie war zu nass.

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Gemarkungsgrenze von Philippseich

PhilippseichPhilippseich wurde um 1662 als Tierpark von Graf Johannes Ludwig von Ysenburg-Birstein angelegt. 1667 wurde auf dem Gelände ein Jagschloss erbaut, das heute nicht mehr existiert. Sein Sohn, Graf Johann Philipp von Ysenburg, der Gründer Neu-Isenburgs, erbte das Dreieichgebiet inclusive Offenbach. Er baut Philippseich zu einer eigenständigen Siedlung aus. Nach seinem Tod 1718 entstand die Paragiallinie (Herrschaft minderen Rechts) der Grafen von Ysenburg-Philippseich. Das Schloss entstand um 1800. 1920 starb der letzte Graf kinderlos; das Schloss fiel an die Hauptlinie zurück und wurde 1943 an den Bauunternehmer Kögel verkauft. Seine Nachkommen (Familie Theobald) sind noch heute Eigentümer des Anwesens. Die selbstständige Gemarkung Philippseich wurde 1937 aufgelöst und der Götzenhainer Gemarkung zugeschlagen. Offenthal erhielt ein kleineres Wiesengelände im Süden. Sicherlich war die Grenze der Gemarkung bei der Anlage des Tiergartens besteint worden. Von diesen Steinen sind erwartungsgemäß nur noch einige entlang der Westgrenze im Wald zu finden.

Standort PHI 03Man erreicht den ersten Grenzstein, wenn man am Langener/Götzenhainer Weg den ersten Feldweg östlich der Sühnekreuz-Stele nach Süden Richtung Waldrand geht. Der unbeschriftete Stein PHI 01 wird von einem Baum nach Westen gedrückt. Der mutmaßliche Stein PHI 02, ebenfalls unbeschriftet, liegt ca. 20 m weiter südwestlich heraus. Man erkennt eine flache Böschung, welche die Grenze markiert. Hier fanden wir im April 2015 den Stein PHI 03. Er war mit einem "GY" für Grafschaft Ysenburg versehen. Obwohl ich ihn mit einem signalrot besprühten Stab markierte, ist er nach Holzrückemaßnahmen im Januar 2016 nicht mehr auffindbar. Sein Standort ist auf der PHI 05Karte mit einem rot-gelben Punkt markiert. Wir folgen der Böschung entlang des Weges bis zur "Barockstraße". Dort befand sich früher das "Neue Kühtor", dem Auslass für die Rinderherden nach der Rheinstraße. Ab hier verläuft die Grenze nicht mehr entlang eines Weges, sondern quer durch den Wald. Der nächsten Stein PHI 05 (Abb. links) ist noch relativ leicht zu finden, die Folgenden nur mit Glück oder GPS-Gerät. PHI 05 steht in Fortsetzung der Grenzlinie ca. 20 Meter von der "Barockstraße" entfernt. Die nächsten 500 Meter diente die Grenzlinie im Januar 2016 als Rückeschneise. Den unbeschrifteten  Stein PHI 12 fand ich abgebrochen schräg im Boden liegend. Der Signalstab lag in drei Teile zerbrochen daneben. Das sind halt die Kollateralschäden einer hochmechanisierten Forstwirtschaft. Stein PHI 13 konnte ich unter den herumliegenden Ästen nicht mehr finden.
Anmerkung 3/20: Der Sturm am 19. August 2019 hat den Philippseicher Wald im Lauxensee zerstört. Den Rest haben ihm die Harvester gegeben, die unvermeidlicherweise die umgestürzen Stämme verarbeiten und abtransportiern mussten. Tiefe Furchen charakterisieren nun die Rückewege in dieem Gebiet. Der Stein PHI 05 (Abb. links) konnte ich nicht mehr finden, sein ehemaliger Standort liegt unter eines solchen Rückewegs. Wieder ein Stück Heimat weniger.

LäufersteinAn der Wiese, die sich nach Osten bis zur L3317 hinzieht, erreicht die Grenzlinie wieder einen Waldweg, den Hainer Weg. Entlang dieses Hainer Wegs sitzen auf der linken Wegseite einige moderne Grenzsteine, die z.T. mit roter Farbe markiert sind. Die ehemalige Philippseicher Gemarkungsgrenze verlief von dem Waldeck, an dem wir zwischenzeitlich angelangt sind, weiter geradeaus, bis sie im spitzen Winkel auf die L3317 stieß. Bei der Aufteilung der Gemarkung Philippseich wurden die Wiesen bis zum Waldrand der Offenthaler Gemarkung zugeschlagen. Die neue Gemarkungsgrenze am Waldrand wurde in Abständen von ca. 30 Metern mit unregelmäßig geformten unbeschrifteten flachen Läufersteinen (Trachyt?) markiert. Im April 2015 konnte ich fünf dieser Steine ausmachen. Im Januar 2016 war diese Grenzlinie wegen der herumliegenden Kronenreste nur schwer unzugänglich. Die heutigen Gemarkungs- und Flurgrenzen im Süden, Osten und Norden Philippseichs entsprechen nicht mehr dem alten Grenzverlauf. Es werden dort wahrscheinlich keine historischen Grenzsteine mehr stehen.
 
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Grenzsteine im Essbruch

Steine EssbruchDer Essbruch ist das Waldstück südlich der Straße Götzenhain-Dietzenbach (K 173), direkt hinter der Gemarkungsgrenze. Es ist ein seltsamer Wald: An der Straße liegen z.T. verwilderte Gärten mit hohem Baumbestand. Weiter südlich stehen jüngere Bäume unter Altbestand. In diesem Gebiet findet man eine Anzahl Hügelgräber verschiedener Größe. Ich wurde auf einen sehr provisorisch aufgerichteten Grenzstein hingewiesen, der in der Nähe eines Gartenzaunes stand. Er war mit "F" und einer 3 beschriftet. Ich suchte ihn auf und konnte anhand von zu erahnenden Gräben die Steine F / 2 und direkt an der Straße F / 1 finden. Es zeigte sich, dass Essbruchsie nicht auf aktuellen Grenzpunkten stehen. Ein Blick auf ein altes Messtischblatt (rechts das von 1937) ergab die Antwort auf diese Fragestellung: Es handelt sich um die die Grenze des Waldes der Rödermark zu einer Wiese der Feldmark Dietzenbach. Ich habe vergeblich in den aufgelassenen Gärten nach den Steinen 4, 5, 6 usw. gesucht. Mal sehen, vielleicht findet man einen davon in der Zukunft. Nicht erklären kann ich das "F". Üblicherweise bedeutet dies in unserer Gegend "Fürstentum Isenburg". Das kann aber nicht sein, da dies kein Isenburgisches Territorium ist. Interessant ist auch, dass bei Stein 2 das "F" und die Ziffer nicht auf den gegenüberliegenden Seiten stehen (Hinweis auf Knick in Grenze). Der Grenzsteinfreund möge bitte beachten, dass die drei Steine auf (neu eingemessenem und genutztem) Privatgelände stehen.

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