Grenze der Landkreise Offenbach und Darmstadt-Dieburg
In diesem Kapitel wollen wir die
Südgrenze der Landschaft
Dreieich beschäftigen. In der Grenzbeschreibung der
Schenkungsurkunde der
Langener Mark an das Kloster Lorsch aus (ca.) 840 n.Ch. wird dort der
"Rodesbach" als Grenze angegeben. Dies entspricht zweifellos dem
Rutschbach bzw. dem Hegbach. Der Bachlauf hat seinen
Ursprung in den sumpfigen Waldwiesen zwischen Offenthal und der
Thomashütte (Eppertshausen). Ab der Straße Offenthal
-
Messel bis zum "Egelsbacher Zwickel" entspricht der Bachlauf in etwa
der Grenze der Kreise Offenbach und Darmstadt-Dieburg. Bis zur Einmündung des Fritzenwiesengrabens in der Gemarkung Offenthal (ehemaliger Vorfluter der Offenthaler Kläranlage) trägt er den Namen Rutschbach, danach Hegbach. Zwischen dieser Einmündung und Bayerseich mäandert er weitgehend naturbelassen durch das Naturschutzgebiet "Hegbachaue". Westlich von Bayerseich ist der Bach naturnah reguliert. Eine sehr schöne Publikation über die Hegbachaue hat der Ortskundliche Arbeitskreis in Erzhausen publiziert, deren Lektüre wärmstens empfohlen werden kann.
Ich bin die Grenze von Westen nach Osten (bachaufwärts) abgegangen, daher beginnen wir unsere Tour am "Egelsbacher Zwickel". Dieser Grenzabschnitt und dessen Grenzsteine werden detailliert an anderer Stelle beschrieben. Westlich des Egelsbacher Tierheims stehen zwei Grenzsteine direkt am Nordufer des Bachs, die im Kapitel "Krummes Feld" beschrieben werden.
Östlich
der Dreischläger Allee bis zum Dammweg wird es interessant.
Dieses
Gebiet umfasst das Naturschutzgebiet Hegbachaue, das nur auf
ausgewiesenen Wegen betreten werden darf. Daher möchte ich
hier
nur eine kursorische Beschreibung der von mir dokumentierten
Grenzsteine geben. Die oben beschriebenen Steine entlang des
Mühlgrabens finden eine Fortsetzung an der Grenze des
Domanialwaldes zu der Hegbachaue. Dort findet man 32 historische
Gütersteine (Bild links). Wohlgemerkt, das ist heute nur eine
Flurgrenze. Die eigentliche Gemarkungs- bzw. Kreisgrenze
verläuft südlich des Baches in wilden
Schlangenlinien, mal
mehr, mal weniger vom Bachlauf entfernt. Insgesamt konnten wir
dort 38 historische, allerdings unbeschriftete Grenzsteine
identifizieren (Bild rechts). Die in
diesem Gebiet jetzt und früher liegenden Teiche werden am Ende
des Kapitels LL-E
Gütersteine beschrieben.Der Dammweg war die Grenze zwischen der Hessischen und Hanauer Koberstadt. Es war zu vermuten, dass die Besteinung östlich des Dammwegs bis zum Grenzweg am nördlichen Wiesenrand zum Wald mit anderen Steinen erfolgen würde. Dies war korrekt; die Steine sind nummeriert, aber sie lagen alle heraus. Details sind im Kapitel Y-HL Grenzsteine zu finden. Die Steine habe seit Oktober 2012 ein neues Zuhause im Lapidarium am Langener Forsthaus gefunden. Östlich des Grenzwegs beginnt die Ysenburger Koberstadt. Deren Waldränder sind in einer sehr komplexen Weise besteint; ich werde dieser Gegend ein besonderes Kapitel widmen.
Nachtrag 7/2013: Ich habe sorgfältig den Grund des dort ca 80 cm tiefen Hegbachs nach dem Rest des Dreimärkers abgesucht, konnte ihn aber leider nicht finden. Der Kopf des Dreimärkers befindet sich jetzt im Langener Lapidarium. Nachtrag 2/2015: In Lit . Andres wird auf S. 87 angeführt, dass die dort beginnende (oder endende) Hanauer Steinschneise nach diesem Stein benannt ist. Er soll noch 1988 von der Dammwegbrücke über den Hegbach im Bachbett auszumachen sein.
Südlich des Hegbachs, von Bayerseich Richtung Messel verläuft die Darmstädter Heege. Es handelte sich um ein Graben- und Zaunsystem, welches das Wild innerhalb der Territorialgrenzen halten sollte. Noch heute ist die Hege als Graben gut sichtbar im Wald zu erkennen. Östlich des Dammwegs verläuft die Hege relativ weit vom Hegbach entfernt, sie bildet die Grenze zwischen dem Domanialwald und der Benzenwiesen. Diese ist relativ dicht mit rotliegenden Grenzsteinen versehen. Bis zur Spurschneise, wo der Heggraben nach Süden Richtung Messel abbiegt, konnten 19 Steine unterschiedlicher Größe und Format gefunden werden, alle ohne Beschriftung oder Weisung. Den weiteren Verlauf der Darmstädter Hege habe ich nicht erkundet (Landkreis Darmstadt-Dieburg). Auf einer schönen Karte aus Arcinsys aus 1556 sind die Dreieicher Ringlandwehr und die Darmstädter Hege am Rutschbach deutlich zu erkennen. An der Darmstädter Hege ist die Inschrift "Hirschzaun" zu erkennen.
An dieser Stelle ist eine
Anmerkung zum "Messeler
Park"
angebracht. Im allgemeinen Sprachgebrauch umfasst dieser Begriff die
Koberstadt und das Waldgebiet bis etwa zur Linie Messel - Einsiedel -
Oberwaldhaus. In Wixhausen führt die "Messeler Park
Straße" zur GSI.
Bei einer Recherche zu diesem Thema war Lit. Andres sehr hilfreich.
Danach handelt sich bei dem Messeler Wildpark um den Kranichsteiner
Wildpark mit den angrenzenden Waldungen, der ab 1818 vom
Darmstädter
Forsthaus in Messel verwaltet wurde. Der Name hielt sich auch, als die
Verwaltung 1835 nach Bessungen verlegt wurde. Der Wildpark war
usurpiertes Eigentum der Hessen-Darmstädtischen Landgrafen
bzw.
Großherzöge. Um das Wild in diesem Jagdrevier
einzuhegen, mussten die
Untertanen kilometerlange Wildzäume errichten. So verlief der
Zaun dem
Darmstädter Heggraben von
Rossdorf im Süden durch den Wald, westlich an Messel vorbei
zum
Rutschbach/Hegbach und diesem entlang nach Bayerseich und weiter nach
Osten. An der Damwegbrücke stand der "Hanauer Stein", (roter
Pfeil auf der Karte) dort wo bis 1600
das Isenburgische, Darmstädter und Hanauer Territorium
zusammenstießen.
An der Kreuzung Hanauer Stein-Schneise und Teichschneise stand ein
Falltor/Zaunknechtshaus ("Hanauer Stein Haus), das 1775 abgebaut und in
der Gerauer Wildpark versetzt wurde. Als sich der hessische
Landgraf
nach 1600 das Gebiet von Isenburg-Ronneburg sicherte, waren die Hege
und
ein Zaun westlich des Hanauer Steins nicht mehr erforderlich.
Dafür
mussten die Untertanen einen Wildzaun (mit Einsprüngen)
entlang des
Dammwegs bauen, der sich über das ehemalige
Koberstädter Falltorhaus
(dessen Vorgängerbau als "Zaunknechtshaus" bezeichnet wurde)
zum ehemaligen Forsthaus Koberstadt hinzog. Ich kann es nicht
belegen,
aber ich glaube gelesen zu haben (Stockhausen?) dass der Zaun sich nach
Norden fortsetzte (entlang des Hainer Bürgerwaldes
über die Rostadt zum
Buchschlag
= Begrenzung des Gerauer Wildparks?). Weiterhin ist nicht
ausgeschlossen, dass sich vom ehemaligen Forsthaus Koberstadt entlang
des Waldrandes am Bogenweg ein weiterer Wildzaun verlief, der die
Langener Felder und die Egelsbacher Weinberge) vor dem in
großer Zahl
im Domanialwald lebenden wild schützen sollte. Karl Wenchel aus Messel berichtete, dass der Messeler Park bis südlich des ehem. Koberstädter Falltorhauses verlief und dass der Zaun noch bis in die Nachkriegszeit vorhanden war. Messeler Schießplatz Auf den Wiesen und Feldern nördlich von Messel wurde 1908 ein Garnisons-Schießplatz für Gefechtsschießen eingerichtet. Der heutige "Kastanienhof" war als "Schießplatzgebäude" und Kantine errichtet worden. Die Schießrichtung war NNW. Dies hatte zur Folge, dass das Betreten des Koberstädter Waldes westlich des Dammwegs, südlich des Egelsbacher Pfades und westlich des Offenthaler Wegs verboten war. Der Schießplatz war bis 1918 in Betrieb und wurde aber 1939 wieder reaktiviert. Die Soldaten der umliegenden Garnisonen wurden dort im Gefechtsschießen ausgebildet. Lit. Wenchel, S. 44 Grenzsteine in Messel |
Norden
macht. Das dreieckförmige Flurstück wird im Norden
vom
Rutschbach begrenzt. Natürlich suchte ich diesen Ort
unverzüglich auf, denn bei meinen Begehungen hatte ich nichts
von
einem Born gesehen. Anstelle eines Bornes fand ich dort mehrere kleine
Teiche, deren Oberflächen ca. 1 Meter höher lagen als
der
Rutschbach. Diese Teiche wurden künstlich angelegt:
Plastikrohre
dienen als Überlauf in den Rutschbach. Ich erfuhr
später,
dass das Gelände früher eingezäunt
war und dass
zwei Teiche der Karpfenzucht dienten. Im Rahmen der Einrichtung des
Naturschutzgebietes am Rutschbach wurde das Gelände
renaturiert.
Karl Wenchel konnte sich noch an eine gefasste an diesem Platz
erinnern. Die Südgrenze dieses
Grundstücks bildet eine Böschung, die mit mehreren
unmarkierten Laufersteinen markiert ist (rote Quadrate auf der Karte).
Die Gemarkungsgrenze selbst verläuft auf der
nördlichen
Rutschbachseite. Der auf der Karte ganz links eingetragene Stein ist
ein gewölbter, sauber gefertigter Granitstein, in dessen
Nähe
ein moderner unbehauener Standard-Grenzstein zu finden ist. Nachtrag 12/2013: Ich habe bisher gezögert, die Koordinaten der Steine auf diesen Grenzlinien hier zu publizieren. Es soll einerseits kein Anreiz gegeben werden, in dem Naturschutzgebiet nach Grenzsteinen zu suchen, andererseits hat man als Heimatkundler auch eine Dokumentationspflicht, der ich mit einem Link zu of-da.kml (Google Earth) nachkomme (die im Nachtrag 3/2015 genannten Steine sind in dieser Datei nicht enthalten). Die Datei mit den Steinen an der Darmstädter Hege findet man unter da-lw.kml.
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