Steine in der Dreieich
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Fürstlich Isenburger Forst Dreieich - Grenze zu Offenthal


In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit der Grenze zwischen dem ehemaligen Revier Offenthal des Fürstlich Isenburger Forstes Dreieich (Isenburger Koberstadt) zu der Feldgemarkung Offenthal. In der folgenden Abbildung ist der Grenzverlauf von dem ehemaligen Kühtor von Philippseich nördlich der B 486 bis zum Rutschbach (Hegbach) im Süden zu sehen. Die Grenzabschnitte sind mit Ziffern gekennzeichnet.

Um diese Grenzlinie nachvollziehen zu können, ist es sinnvoll sich mit der Auflösung der selbstständigen Gemarkungen Forst Dreieich, Philippseich und der Hanauer Koberstadt zu beschäftigen. Die folgende Abbildung zeigt die Grenzen in der südlichen Landschaft Dreieich vor 1930.
Gemarkungskarte
Rechts erkennt man die Gemarkung Philippseich. Sie wurde 1935 bis auf die mit C gekennzeichneten Gebiete, die zu Offenthal kamen, in die Gemarkung Götzenhain integriert. Der ehemals Isenburgische Forst Dreieich, Revier Offenthal kam -bis auf ein kleines Stück am Rutschbach - zur Gemarkung Offenthal. Das Gebiet zwischen dem Revier Offenthal und Dreieichenhain gehörte bereits zur Offenthaler Gemarkung. Die Hanauer Koberstadt wurde bis auf das mit B gekennzeichnete Waldstück Langen zugeordnet. Dafür musste Langen das mit A gekennzeichnete Gebiet nördlich der Bundesstraße an Dreieichenhain abtreten. Auf dieser Karte sind bereits die Grenzsteine des ersten Grenzabschnitts eingezeichnet.

Die Isenburger Grafen bzw. Fürsten besaßen in der Dreieich ausgedehnte Wälder als Privatbesitz. Dieser Domanialwald wurde ab einem bestimmten Zeitpunkt (um 1800?) als "Forst Dreieich" bezeichnet. Er wurde in die Reviere Offenbach, Sprendlingen, Götzenhain und Offenthal eingeteilt. Andere Domanialwaldungen waren die Hanauer Koberstadt (zunächst Hanau-Lichtenberg, dann Hessen-Darmstadt), die Darmstädter Koberstadt und Mitteldick (Hessen-Darmstadt bzw. Großherzogtum Hessen). Daneben gab es noch die Dreieichenhainer, Langener und Egelsbacher Gemeindewälder. Im Jahr 1900 verkauften die Isenburger Fürsten die Reviere Offenbach und Sprendlingen per Zwangsversteigerung an den Hessischen Staat. Die Reviere Götzenhain und Offenthal folgten 1930. Im Revolutionsjahr 1919 wurden die Großherzoglichen Wälder in Staatsbesitz überführt.

VergleichDie Ostgrenze des Reviers Offenthal ist seit 1954 keine Gemarkungsgrenze mehr, sondern nur noch eine Flurgrenze. Im Gemeindearchiv Offenthal werden sehr schöne  Gemarkungskarten aus den Jahren 1850-53 (Abt II, Abschn. 3, Konv. 4, Fasz. 6) aufbewahrt, in denen auch diese Grenze mit konsekutiv nummerierten Grenzpunkten zu finden ist. Die dortige Nummerierung der Steine wurde weitgehend in diesem Artikel übernommen. Es fällt auf, dass dort an bestimmten Abschnitten viel mehr Grenzpunkte zu finden sind als heute. Wahrscheinlich wurden die Flurgrenzen nach 1954 mit deutlich weniger Grenzpunkten neu definiert. Die Karte links zeigt einen Ausschnitt der Grenze südlich des Egelsbacher Wegs. Man erkennt, dass Offenthaler Waldwiesen in die neuen Fluren 17 und 18 integriert wurden.  Die Grenzsteine an dieser Grenze sind sehr unterschiedlich. Manche sind unbeschriftet, manchmal ist ein GY zu erkennen, häufig ein FJ.


Die Grenzsteintour

GrenzsteintourAusgangspunkt der Wanderung ist sinnvollerweise der Parkplatz Albanusberg am Radarturm, der an einem Knick der dort unbesteinten Grenzlinie liegt. Der weitere Verlauf der Tour ist im Folgenden beschrieben.

1. Abschnitt
Vom Parkplatz gehen aus gehen wir nach Norden, überqueren die B 485 und halten uns am nächsten Weg (Springenweg) nach rechts. Von dem Wendeplatz vor den Anwesen Nr. 11 und 13 führt ein Pfad schräg nach Südosten. Mitten auf dem Pfad erkennen wir den ersten historischen Stein (Nr. 28) der Grenzlinie. Er ist mit "GY" markiert (für Grafschaft Ysenburg). Die frühere Gemarkungsgrenze verlief von diesem Stein zu der Kreuzung Springenweg - Hainer Weg. Dort steht allerdings nur ein moderner Granitstein. Wir folgen nun dem Pfad nach Süden und kommen nach 75 m an den sehr gut erhaltenen Granitstein Nr. 29 mit der Inschrift "G" (vermutlich für Gemarkungsgrenze). Nach weiteren 110 m knickt die Grenze nach Westen ab. Wir folgen dem Weg bis er einen Bogen nach Süden macht. Der Stein 35 steht einige Meter von dieser Biegung entfernt im Wald. Er trägt keine Inschrift. Der Weg führt weiter über die B 485 und trifft dann auf die Feldschneise. Der rotliegende Stein auf der linken Seite sieht nicht nach einem Grenzstein aus. Von dort führt der Weg etwas versetzt weiter nach Süden. Wenige Meter von der Feldschneise entfernt findet man den Stein 39 nur wenig aus der Mitte des Wegs herausschauen. Er hängt stark nach Süden und ist unbeschriftet. Nach ca. 160 m markiert ein moderner Grenzstein auf dem Grenzpunkt 40, der ebenfalls mittig auf dem Weg steht, einen Knick der Grenze nach Osten. Nach ca. 70 m steht rechts der Stein 41 gefolgt von den Steinen 42 und 43 in 60 m bzw. 70 m Abstand in der Wegkurve. Die Standorte dieser Steine stimmen nicht mit denen auf der Gemarkungskarte von 1850 überein. Der nächste historische Stein 56, den ich gefunden habe, steht 450 m weiter südlich, ca. 90 m vom Egelsbacher Weg entfernt. Unterwegs habe ich noch einige moderne Granitsteine gefunden, aber die Suche gestaltete sich schwierig, da der Waldrand voller Gebüsch und Geäst von gefällten Bäumen bedeckt war. Am Egelsbacher Weg endet der erste Teil unserer Tour.

2. Abschnitt
Vergleich

Die ehemalige Gemarkungsgrenze verläuft weiter Richtung Südosten, allerdings ohne Begleitweg. Die Verfolgung der Grenze ist recht beschwerlich (Unterholz, sumpfige Wiesen) und kann eigentlich nicht empfohlen werden. Meine Begehung fand im Mai 2016 statt. Die Vegetation war schon weit vorangeschritten, so dass ich nicht sicher bin, alle noch existierenden Steine gefunden zu haben, zumal der Grenzgraben teilweise verbuscht war und voller Totholz von gefällten Bäumen lag. Ich folgte dem Egelsbacher Weg bis zum nächsten Abzweig und hielt mich links. An einem modernen Grenzstein vorbei kam Abschnutt 2ich zur Neuwiese, die im nördlichen Teil von den Hochspannungslinien gequert wird. Auf der Karte erkennt man, dass die Grenze dort eine Ausbuchtung aufweist, bevor sie die Freifläche unter der Hochspannungsleitung überquert. Hier konnten keine historischen Steine gefunden werden. Am gegenüberliegenden Waldrand fand ich am Abhang zur Neuwiese im Unterholz die Steine 75, 76 und 77 auf ihren Grenzpunkten. Die neugezogene Flurgrenze schneidet die Ausbuchtung der ehemaligen Wiese ab, sie folgt einem Graben nach Südwesten. Ich werde gelegentlich nachschauen, ob dort an der ehemaligen Gemarkungsgrenze noch Steine existieren. Ich ging dann auf der Wiese den Waldrand weiter und stieß auf den Stein 100 und weiter südöstlich auf Stein 103. Auch hier schneidet die neue Flurgrenze das ehemalige Wiesengelände, das sich in den Domanialwald schob und zur Offenthaler Gemarkung gehörte, von der jetzigen Wiesenflur ab. Dort wurde ein kleiner Tümpel angelegt. Bis zum Eintritt der Flurstraße in den Wald konnte ich keine weiteren Steine im Graben finden.

3. Abschnitt
Die Begehung fand im April 2017 ihre Fortsetzung. Zwischen Flurstraße und der Kuhtrift konnte ich 12 rotliegende Steine finden, wobei ich sicher bin, einige übersehen zu haben (-->Karte). Auf der Grenze wurde beseite geräumtes Totholz abgelagert, was die Suche signifikant erschwerte. Von einigen Steinen sah man nur die obere Wölbung aus dem Boden schauen. Insbesondere der Abschnitt entlang des Fritzenwiesengrabens ist landschaftlich sehr reizvoll. Auf der gegenüberliegenden Wiesenseite habe ich am Waldrand einige weitere historische und moderne Grenzsteine gefunden, die ich aber nicht spezifisch dokumentierte.

4. Abschnitt
FJOT 299Südlich der Kuhtrift konnte ich bis zur Hospitalwiese keine historischen Steine erkennen. Den alten Gemarkungskarten ist zu entnehmen, dass diese Wiese abgesteint gewesen sein muss. Bei einer (oberflächlichen) Suche konnte ich nur einen abgebrochenen Grenzsteinkopf mit der Beschriftung "FJ" finden. Südlich der Hospitalwiese zeigt ein Graben den Grenzverlauf an. Dort gibt es eine Reihe von Steinen, die bogenförmig um eine Wiese mit dem seltsamen Namen "Judenkirchhof" stehen. Weiter südlich ist der Grenzverlauf kaum noch zu erkennen. Eine Reihe von Steinen, die ich 2017 dokumentierte, konnte ich bei einer späteren Begehung nicht wiederfinden -->Karte. Der Grenzgang endet an den Wiesen am Rutschbach/Hegbach.
Anmerkung 11/20: Mir wurde berichtet, dass ein Stein am Judenkirchhof herausläge. Es handelte sich um Stein 299, den ich in der Nähe des Fundortes auf die Grenzlinie setzte. Er war mir "FJ" beschriftet (s. Abb.)


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