Steine in der Dreieich
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Die LL-E Gütersteine an der Koberstadt gegen Egelsbach


Egelsbach NOgpx DateiNicht nur entlang der Grenze des Domanialwaldes in der Koberstadt gegen Langen, sondern auch gegen Egelsbach hat Landgraf Ludwig von Hessen-Darmstadt um 1753 seinen Waldbesitz mit Grenzsteinen versehen. Sie waren an der Grenze zu Egelsbach auf der einen Seite mit "LL" beschriftet und auf der anderen Seite mit "E" und einer fortlaufenden Nummer darunter. Der Grenzverlauf wurde mehrfach geändert, so dass sich die Suche nach den Grenzsteinen sich sehr spannend gestaltet hat. Die A 661 durchschneidet an der Brücke der Brandschneise diese Grenzlinie. Beschäftigen wir uns zunächst mit dem nördlichen Teil der Grenze.

Karte 1833Der Kartenauschnitt links oben zeigt die nordöstliche Gemarkungsgrenze zwischen Egelsbach und Langen, sowie die dort verlaufenden Flurgrenzen. Die Gemarkungsgrenze Egelsbach-Langen folgt im Norden dem Tränkbach und macht dann einen Knick nach Süden, stößt auf den Waldrand und führt an ihm entlang bis zur Autobahnbrücke. Die ehemalige Domanialwaldgrenze mit Egelsbach sollte eigentlich an dem Waldeck, wo die Flurgrenze auf die Gemarkungsgrenze stößt, beginnen. In der Tat markiert die heutige Grenze zwischen den Langener Fluren 6 und 8, die dort an die Gemarkungsgrenze stößt, die damalige Grenze 1853Grenze des Domanialwaldes, wie aus einer Karte aus dem Jahr 1833 hervorgeht, die im Treppenhaus des Langener Forstamtes hängt (Abb. rechts). Aber: Die Grenze vor 1833Großherzöge hatten in den Jahren zuvor einige Wiesengrundstücke verkauft. Die frühere Grenze verlief von dem erwähnten Waldeck 90 m in nördlicher Richtung, bog dann 30 m nach Osten ab und ging dann Richtung Tränkbach wieder in nördlicher Richtung. Dieser Gemarkungsgrenzverlauf ist noch im Messtischblatt von 1963 zu erkennen. In der Grenzbeschreibung von Geometer Hauf aus dem Jahr 1853 sind die Grenzpunkte der damaligen  Gemarkungsgrenze erkennbar. In dem Kartenausschnitt links sind zusätzlich die heutigen Wege (in blau) und die noch existierenden Grenzsteine eingetragen. Die roten Pfeile markieren die Steine der LL-E Grenzlinie (und die Nummern die eingemeißelten Zahlen). Die grünen Pfeile weisen auf die letzten beiden Steine der alten Egelsbacher-Langener Gemarkungsgrenze hin.

Kommen wir jetzt zur Historie der Grenzziehungen südöstlich der Autobahn, in der sog. Steinkaute. Der heutige Grenzverlauf nach der Flurbereinigung und Egelsbach Ostgrenzedem Autobahnbau ist auf der Karte links abgebildet (orange Linie). Die Grenze überquert die Autobahn an der Brandschneisenbrücke und verläuft entlang des Weges parallel der Autobahn nach Süden. Deutlich erkennen wir an der Wegbiegung die geplante Autobahnauffahrt des Egelsbacher Vollanschlusses. An der Leimenlachschneise wendet sich die Grenze nach Osten, um dann entlang der Speierhügelschneise Richtung Süden bis zum Hegbach  zu verlaufen. Vor dem Autobahnbau lief die Grenze in ziemlich gerader Linie von Norden zur Leimenlachschneise (gelbe Linie). In den 1950er Jahren wurde die selbstständige Gemarkung Koberstadt aufgelöst. Davor entsprach die Grenze zwischen den heutigen Fluren 5 und  26 und 25 bis zum Forsthaus Krause Buche und weiter nach Südwesten der Egelsbacher Ostgrenze (blau gepunktete Linie). Vor 1928 verlief die Egelsbacher Ostgrenze weiter westlich, entlang der blauen Linie auf der Karte. Zu diesem Zeitpunkt kam es zu einem Gebietsaustausch zwischen der großherzoglichen Familie und der Gemeinde Egelsbach. Um das Gelände nördlich des Schlosses Wolfsgarten zu vergrößern, wurde der dortige Egelsbacher Wald gegen ein gleich großes Gelände in der Koberstadt getauscht. Dies war nicht der erste Waldtausch: bereits 1844 wurde sowohl Egelsbacher als auch Langener Gemeindewald gegen Domanialwald in Mitteldick (Langen) und in der Koberstadt (Egelsbach) getauscht. 

Steinkaute 1844Jetzt wird es kompliziert: Im Anhang des Tauschvertrages von 1844 (Gemeindearchiv Egelsbach XV-23-19) ist das Tauschgelände abgebildet (Kartenarchiv des Forstamtes Langen, Abb. rechts). Man sieht im Norden die Leimenlachschneise und im Osten die Grenzlinie parallel der Speierhügelschneise, die in der obigen Karte blau eingezeichnet ist. Im Westen erkennt man eine Einbuchtung des Egelsbacher Feldes in den zu tauschenden Domanialwald, die heute aufgeforstet ist. Auf alten Karten ist dieses Gelände als "Heyde Loch" oder "Im Heidenloch". Zwischen dem Egelsbacher Egelsbach 1833Feld und der Bogenschneise verlief die Grenze mitten durch die Steinkaute. Südlich davon ist der Egelsbacher Gemeindewald eingezeichnet. Der südliche Teil der Bogenschneise bildete die damalige Grenze (violette Linie in der Karte). Aber: In einer Karte aus dem Jahr 1830, die im Treppenhaus des Forstamtes Langen hängt (Ausschnitt links), verläuft die Grenze des Domanialwaldes bis zur Leimenlachschneise parallel zur Bogenschneise und biegt erst im Norden zum Waldrand Richtung Westen ab (violett gepunktete Linie auf der Karte oben) Auch in der dem Tauschvertrag von 1844 angehängten Karte ist diese Linie (blau) eingezeichnet. Die Erklärung findet sich im Tauschvertrag von 1844, §1:  "Die Gr: Hess: Oberforstdirection überläßt ... an die Gemeinde Egelsbach ... die auf der ... Übersichts=Karte mit grüner Farbe eingefaßte ... Abteilungen ... von dem in dem Revire Koberstadt liegenden, zum Theil von der Gemeinde Langen neuerlich erst im Tausche erworbenen Domanialwalde in der Koberstadt genannt ..."

Dies bedeutet, dass zwischen 1833 und 1844 der der Gemeinde Langen gehörende Wald zwischen der Bogenschneise und dem Egelsbacher Feld  vom Großherzog im Tausch erworben worden ist. Dies erklärt auch den Namen der "Langener Steinkautschneise", die durch dieses Gebiet führt. Demnach besaßen sowohl Langen als auch Egelsbach in der Koberstadt Gemeinewald.

Es wurde an anderer Stelle berichtet, dass der Egelsbach und Langen gemeinsam gehörende Wald 1732 im Verhältnis 1:2 geteilt wurde. In Lit. Betzendörfer wird auf S. 169 wird über den Teilungsvertrag berichtet: Von der Steinkaut an der Koberstadt bekam Egelsbach das obere Stück gegen die Jungfernlach, wo der erste Stein bei den Egelsbacher Weingärten gesetzt ist. Von da über den blauen Steinbruch hinauf bis an das Loh von der Herrschaftlichen Koberstadt, von da rechter Hand am Loh den Steinen nach hinaus bis gegen die Jungfernlach hinunter bis an den erst gesetzten Stein an den Egelsbacher Weingärten, der auf einem alten Waldgraben steht.

Der Stein an den Egelsbacher Weinbergen steht noch heute an einem Waldgraben. Die Grenze verlief durch den "blauen Steinbruch" (= blaue Steinkaute) bis zum herrschaftlichen Wald  an der Bogenschneise ("Loh" ist eine alte Bezeichnung für Wald), dann nach rechts bis vor die Jungfernlach (= Graben am Ende der Bogenschneise) und dann hinunter zu dem Stein an den Egelsbacher Weingärten (da liegen aber noch einige Waldecken dazwischen).

Eine andere Frage ist, wieso Langen und Egelsbach in der Koberstadt einen gemeinsamen Markwald hatten. Alfred Thomin (mündl. Mittteilung) vertritt folgende Ansicht: Die Langener Mark, die 834 dem Kloster Lorsch geschenkt wurde, kam 1231 in den Besitz des Erzbistums Mainz, welches das Gebiet den Falkensteinern zum Lehen gab. Der Mainzer Erzbischof genehmigte um 1300 Philipp IV von Falkenstein, dass seine zweite Ehefrau Udalhildis von Rieneck ihren Hof und einen Anteil am Koberstädter Wald vererben darf. Irgendwann wurde dieses Waldstück ein Teil des Langener und Egelsbacher Eigenwaldes.

Die LL-E Grenze verläuft vom Forsthaus Krause Buche im weiten Bogen nach Südwesten und dann nach Süden zum Standort der ehemaligen Bayerseichmühle und von dort entlang des noch deutlich sichtbaren Mühlgraben nach Osten zur Hegbachbrücke der Dreischläger Allee.

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Die Grenzsteintour

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L-E 1832124Wir beginnen unsere Tour an der Brücke der alten B3  über den Tränkbach und laufen diesem der nördlichen Gemarkungsgrenze zwischen Langen und Egelsbach entlang. Hier haben wir leider keine Grenzsteine mehr gefunden. An einem Garten macht die heutige Gemarkungsgrenze einen Knick nach Süden. Am diesem Knick finden wir am Bach nur einen herausliegenden modernen Grenzstein. Wie oben erwähnt, verlief die Grenze vor der Flurbereinigung weiter östlich. Mit Gummistiefeln können wir den Tränkbach überqueren und auf der anderen Seite ca. 30 m bachaufwärts gehen. Auf der Südseite des Bachs sehen wir den vorletzten Stein der Egelsbacher Nordgrenze mit Langen. Er trägt die  Inschrift "E" / "L ..." und auf dem Kopf "123". Der letzte Stein dieser Serie steht 30 m südlich davon, er ist mit "L 1832" , "E" und auf dem Kopf mit "124" beschriftet. Wenige Meter östlich, hinter einem Zaun steht der erste Stein der LL-E Serie. Auf ihm ist "LL" und "E 1" zu lesen, wobei die Ziffer teilweise ausgebrochen ist..

Grenze 1853Stein E 13Zurück zum Weg Richtung Süden. Ein unbeschrifteter Stein der Serie (Nr. 3?) haben wir auf einem Privatgelände ca. 70 m südlich des ersten Steines gefunden. Ein weiterer unbeschrifteter Stein (Nr. 5?) steht am Weg an der Ostseite des Grenzgrabens an einer Ecke des Zaunes eines Privatgartens. 90 m weiter finden wir einen Stein mit der Inschrift "LL" und "E 7" im Graben stehen. Stein 8 stand wenige Meter weiter östlich am Zaun. Ich konnte ihn nicht finden, ebenso den Stein 9. Die Grenze macht dann eine Biegung nach Osten. Hier finden wir dann die Steine mit den Inschriften "LL" sowie "E 10, 11, 12 und 13" im deutlich sichtbaren Grenzgraben. Bis zur Autobahnbrücke sind die Steine verlorengegangen.

WiesenbegrenzungWir überqueren die Autobahn und biegen nach rechts in den asphaltierten Weg ein, der parallel zur Autobahn führt. Nach einigen Dutzend Meter überqueren wir einen Graben. Interessanterweise ist das links im Wald liegende Feuchtgebiet (früher Wiese?) gegen den Wald mit groben, kaum behauenen Steinen markiert. Diese sind auf historischen Karten eingezeichnet und markieren heute noch gültige Grenzpunkte.

Kurz danach entdecken wir den Grenzgraben nach links in den Wald hineinführen. Das Gebiet rechts davon bis zum Weg ist in den letzten Jahren aufgeforstet worden. Am Grabenrand steht der Stein mit der Inschrift "LL" und "E 19".  Weiter geht es dem Graben entlang. Nur undeutlich können wir den ehemaligen Weg nach rechts in das Feld hinein abbiegen sehen. An der Stelle, wo sich Graben und Weg trennen, liegt ein runder Betonstein, in dessen flacher Spitze sich ein halbkugelförmiges Eisenteil befindet (??). Weiter östlich im Graben finden wir einen herausliegenden, unbeschrifteten Stein (auf Position 20?). Bald überquert der Graben die fast zugewachsene Leimenlachschneise. Der Stein mit der Inschrift "LL" und "E 21" hängt stark nach Süden geneigt direkt am Weg im Graben. Seltsamerweise steht der Stein 22 dieser Serie knapp 1000 Meter weiter südlich an der Bogenschneise. An der Leimenlachschneise begann die Langener Steinkaute, deren Grenzen Landgraf Ludwig offensichtlich nicht hat besteinen lassen.

Grenze 1844Grenze 1844Bevor wir dem Grenzgraben folgen, gehen wir die Leimenlachschneise nach Osten. 100 m vor der Kreuzung mit der Speierhügelschneise fand ich einen herausliegenden Stein mit der Inschrift "DW" für Domanialwald. Er markierte den nordöstlichen Eckpunkt des 1844 getauschten Geländes. Ich habe diesen Stein mit Edelstahldübel auf ein neues Betonfundament gesetzt. Normalerweise dürfen nur die Ämter für Bodenmanagement Steine (nach Vermessung) neu setzen. Das war in diesem Fall nicht erforderlich, da es sich nicht mehr um einen offiziellen Grenzpunkt handelt. Auf dem südöstlichen Eckpunkt des Tauschgeländes, 830 m weiter südlich steht ein weiterer Stein mit der Inschrift "DW". Die Grenzlinie dazwischen war ebenfalls ausgesteint, ich konnte jedoch nur einen unbeschriftetes Bruchstück an einem ehemaligen Grenzpunkt finden.

Steinkaute 1883Stein 08Zurück zum Stein E 21 am Grenzgraben. Wir folgen diesem gut sichtbaren Graben, der die Langener Steinkaute vom Egelsbacher Feld trennte. Dieses Feld, eine Einbuchtung in das Waldgelände, ist noch auf dem Messtischblatt von 1963 zu erkennen. Danach ist es aufgeforstet worden. Entlang des Grenzgrabens, praktisch an jeder Biegung stehen heute noch unbeschriftete Grenzsteine, alle mit den ungefähren Maßen 20 x 18 cm (BxT). Links sind die Grenzpunkte auf einer Karte von 1883 (Kartenarchiv des Forstamtes Langen) und die noch existierenden Steine abgebildet. Den Stein 3a fand ich herausliegend neben Stein 3. Ich habe ihn an der nächsten Biegung des Grenzgrabens wieder aufgestellt (= kein offizieller Grenzpunkt). Diese Biegung ist auf der Karten nicht eingezeichnet, möglicherweise befand sich der ursprüngliche Standplatz zwischen Stein 4 und Stein 5. Am Stein 11 biegt der Graben noch im Wald in einem 90 Grad Winkel nach Süden. Interessant ist die Tatsache, dass bei dreien dieser Steine im Grenzgraben in der Nähe jeweils ein weiterer, nur grob behauener Stein steht, und zwar am Ende von kaum sichtbaren Gräben, die in nordöstlicher Richtung (200 Grad NO) verlaufen. Ob es sich hier um ehemalige abgemarkte Ackerraine handelt?

Nach ca. 150 m steht ca. 15 m vom Weg entfernt ein unbeschrifteter Grenzstein inmitten einer umgepflügten Waldlandschaft, der blauen Steinkaute ("blau" steht für Basalt im Gegensatz zu "rot" für Rotliegendes). Überall sieht man Vertiefungen und Aufwerfungen; Überbleibsel intensiver Grabungsaktivitäten. In dieser Gegend muss das Egelsbacher Naturfreundehaus gestanden haben, das die Nationalsozialisten 1933 zerstörten.

Reste NaturfreundehausNachtrag 12/2013: Auf Anregung von Reinhold Werner aus Langen befasste ich mich mit dem genauen Standort des Naturfreundehauses, nachdem ich es bei der Dokumentation der Grenzsteine (3/2012) vergeblich gesucht hatte. Ein Tipp von Heinz Becker von den Naturfreunden in Egelsbach brachte mich auf die richtige Spur. Das Haus stand an der Südseite eines Steinbruchs auf der Ostseite der Bogenschneise (südlich der Kreuzung mit der Langener Steinkautschneise)  -->Standort. Im dicht mit Buchenschösslingen bewachsenen Unterholz entdeckte ich eine bemooste ca. 5 m lange Steinreihe parallel zum Steinbruchrand und ca. 4 m weiter südlich die Fundamente eines Pfostens. Nach Absprache mit dem Forstamt befreite ich die Grundfläche der zerstörten Hütte von den Buchenschösslingen, so dass eine kleine Lichtung entstand.  Dies ist ein lokalhistorisch nicht unbedeutender Platz; die Überreste des Hauses sollten erhalten bleiben. 1995 brachten die Naturfreunde Egelsbach/Erzhausen eine kleine Gedenktafel dort an, die aber bald wieder gestohlen wurde. Der Text: "Hier stand ein Haus der Egelsbacher Naturfreunde. Was Idealisten einst aufgebaut hatten, zerstörten die Nationalsozialisten....". Lesen Sie -->hier einen Bericht der Naturfreunde über das Haus mit weitergehenden Informationen.
Anmerkung 2020: Es wurde wieder ein neues Schild aufgestellt (Foto: R. Werner)

Ein weiterer unbeschrifteter Stein steht auf einem Wall relativ dicht am Weg. An dieser Stelle müsste die Grenzlinie vor dem 1844er Waldtausch nach Osten gesprungen sein. Wenn man jetzt den Weg geradeaus nach Süden weitergeht, kommt man an den "Großen Graben". Ich habe noch nicht herausfinden können, für was dieser relativ tiefe Einschnitt gegraben wurde (Entwässerung der Steinbrüche? Leichterer E 22Abtransport der Steine?). Wie dem auch sei, 150 m westlich des Waldrandes steht ein Grenzstein am nördlichen Grabenwall mit der Inschrift "GH". Es handelt sich um keinen Grenzpunkt, außerdem hat dieser Standort nichts mit "GH" (Großherzogtum Hessen), zu tun. Es muss ein Sekundärstandplatz sein. Wir gehen zurück zum Wald und dann weiter zur Jungfernlachschneise und zur Bogenschneise, der wir dann nach Süden folgen. Am nächsten Abzweig eines Weges nach rechts (vor der Farzenbornschneise) finden wir sehr schrägstehend am Fuße einer Buche den Stein mit der Inschrift "LL" und "E / 22".


DGLBevor wir die ehemalige Grenze dem Weg nach Westen entlanggehen, wenden wir uns nach links (Osten) in den Wald und folgen dem undeutlich sichtbaren Grenzgraben. Nach ca. 50 m stoßen wir auf zwei Grenzsteine. Der östliche ist der bereits oben beschriebene Stein mit der Inschrift "DW", der die Südostecke des 1844 Waldtauschgebietes markiert. Der andere, 5 m weiter westlich stehend, ist quadratisch, flach und ist mit "DG L" und "E" gekennzeichnet. Mir ist noch nicht eingefallen, was Grenze 1928"DG L" bedeuten könnte. Ein Blick in die historischen Karten zeigt, dass dieser Stein die Waldtauschgrenze von 1928 markiert. Diese verläuft von diesem Stein südöstlich zur Farzenbornschneise, folgt dieser bis zur Speierhügelschneise und verläuft dann in nördlicher Richtung bis zur Leimenlachschneise. An der Ecke Farzenbornschneise - Speierhügelschneise ist ein moderner Granitstein zu erkennen (s. Abb. rechts), nicht jedoch an der Ecke Speierhügelschneise - Leimenlachschneise.

Wir gehen jetzt zurück zu Stein E 22 an der Bogenschneise, folgen der Grenze nach Westen Richtung Waldrand und finden einen unbeschriften Stein auf der Position 23. Leider fehlt der Stein E 24  an der Waldecke weiter westlich. Den Stein E 24 steht im Grenzgraben, dort wo dieser vom Waldrand schräg in das Innere des Waldgeländes abbiegt. Knapp 50  m weiter den Graben entlang steht der Stein E 25. Sinnvollerweise gehen wir jetzt zum Waldrand zurück, laufen den Weg nach Westen und kommen dann nach einem Linksschwenk zum ehemaligen Forsthaus Krause Buche. Hartnäckige Grenzsteinliebhaber folgen dem Graben bis zum Zaun eines Privatgartens. Wir fanden dort einige Relikte des Steines E 26, die wir sicherten. Vielleicht findet der aufmerksame Wanderer weitere Bruchstücke, mit denen man den Stein restaurieren kann. Weiter geht es den Zaun entlang Richtung Süden. Am Ende des Zaunes überqueren wir den Graben/Bach. 40 m weiter südlich macht die Grenze einen Knick nach Westen. Leider konnten wir den Stein E 27 nicht finden. Wir gehen jetzt durch Grenzgrabendichtes Unterholz nach Westen entlang dem durch imposante Buchen und einem kleinen Wall markierten Grenzverlauf  bis zum nächsten Grenzknick nach Süden. Dort fanden wir den herausliegenden Kopf des Steines E 28, den wir provisorisch an dem vermuteten Standplatz wieder einsetzten (s. Abb. links). Den Fuß haben wir leider nicht gefunden. Wir folgen dem Grenzgraben durch das Unterholz bis zur Farzenbornschneise.  Der Stein E 29 ist dort nicht auffindbar. Der Stein E 30 auf halbem Weg zum ehemaligen Forsthaus Krause Buche lag heraus und wurde von Mitgliedern des Egelsbacher Geschichtsvereins gesichert. Er steht bis auf Weiteres in einem Egelsbacher Privatgarten. Der Kopf des Steines E 31 schaut am Fuße eines alten Baumes südwestlich des ehemaligen Forsthauses Krause Buche an der Dreischläger Allee nur wenig aus dem Boden heraus.

Krause BucheDas Forsthaus Krause Buche wurde im Jahr 1902 Försterdienstgehöft errichtet. Es hatte seinen Namen nach einer großen Buche, die ca. 100 m. weiter südlich im Wald stand. Sie besaß gekräuselte Blätter, was in der Natur sehr selten vorkommt. Ein schmaler Pfad führt von der Dreischläger Allee zu dem ehemaligen, mit einer Informationstafel versehenen Standplatz. Das Forsthaus wurde vor einigen Jahren an Privatpersonen verkauft und wunderschön restauriert. Die Steine, die dort neu verbaut wurden, stammten teilweise aus dem Abbruchmaterial des Koberstädter Falltorhaus. Das Gebiet westlich des Forsthauses wird als Ausgleichsfläche für den Waldeinschlag am Frankfurter Flughafen wieder aufgeforstet. 

Vom Forsthaus geht es kommod parallel eines Weges dem Grenzgraben Richtung Süd-Westen entlang. Wie Perlen auf einer Kette finden wir dort die Steine E 32 bis unten am ehemaligen Weiher der Bayerseichmühle den Stein E 44 in sehr LL E 35unterschiedlicher Verfassung. Zwischen den Steinen E 34 und E 35 hat man einen weiteren, unbeschrifteten Stein gesetzt. Stein 39 steht bzw. liegt mittig auf einem Verbindungsweg zwischen der Schneise, die den Grenzgraben begleitet und dem Parallelweg am Feldrain. Stein E 40 steht am Waldrand an einem Abhang, der an dieser Stelle einen Knick nach Westen macht (und damit nicht der Grenze folgen). Dies sind die Überreste der Dreieicher Ringlandwehr, die weiter östlich im Wald als Graben erkennbar ist. Bei Stein 41 verlief der Zugangsweg zur ehemaligen Bayerseichmühle. Nach Flurkarten um 1850 endete der Mühlteich der Bayerseichmühle bei Stein E 42. Auf Höhe des Steines E 43, der leider sehr stark beschädigt ist, müsste der Teichauslauf und das Mühlengebäude gestanden haben. Mit dem Stein E 44 endet die LL-E Grenzsteinserie. Die Abbildung unten aus den 1850er Egelsbacher Flurbüchern zeigt die genannten Steine (rot) sowie die Lage der Mühlengebäude, kleiner Ausschnitt aus Lit. Großmann (2). Die heutige Situation ist dem -->Karte zu entnehmen.

Karte Köberstädter Mühle

























"Gränzkarte" des Geometers Hauff aus dem Jahr 1853. Ganz rechts unten ist die Brücke der Dreischläger Allee über den Hegbach, der im unteren Drittel der Karte verläuft. Weiter oben sieht man den besteinten Mühlbach der Bayerseichmühle, deren Lage auf dem kleineren Kartenausschnitt abgebildet ist. Die rot gekennzeichneten Grenzsteine oben gehören zu der LL-E Serie.

Im Jahr 1285 wurde dem Kloster Patershausen eine Mühle in der Koberstadt geschenkt. Es handelte sich vermutlich um die Mühle, die zunächst "Risenmül" oder "Reusenmül" später Bayerseichmühle genannt wurde. 1645 wurde sie im Dreißigjährigem Krieg zerstört und erst 1687 wieder aufgebaut. Die Besitzverhältnisse wechselten sehr häufig; die wirtschaftlichen Bedingungen waren sehr schlecht, an dieser Stelle eine Mühle zu betreiben. 1858 wurde die Mühle abgerissen und das Material wahrscheinlich für den Aufbau des Hofgutes Bayerseich genutzt. Heute ist nur noch der Mühlgraben entlang des Waldrandes zu erkennen. S. dazu Lit Großmann (2). Weiterhin ist westlich des Gestrüpps, wo die Mühle stand, der Ablaufgraben noch deutlich in Gelände sichtbar.

An der Brücke der Dreischläger Allee über den Hegbach stand früher eine weitere Mühle, die  Koberstädter Mühle. Wir wissen von dieser Sägemühle ("Schneidmühle") aus einem Bericht aus dem Jahr 1656 (Lit. Kempe (2)). Sie muss um diese Zeit verschwunden sein. Nach einem Artikel von W. Anders in Lit. Ortskundlicher Arbeitskreis Erzhausen sollen sich noch Reste der Mühle im Boden einer ebenen Fläche westlich der Brücke auf der Nordseite des Hegbachs zu finden sein. Gehen Sie -->hier zu einer historischen Karte, in der beide Mühlen eingezeichnet sind.

Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass unterhalb des unteren Egelswoogs eine dritte Mühle östlich von Egelsbach gestanden hat, die aber bereits vor 1576 nicht mehr existierte (Lit. Großmann (3)).

Mühlgraben-GrenzsteinEine neue Steinserie der Grenze Landgraf Ludwig - Egelsbach beginnt mit einem Stein, der an dem Knick des Mühlgrabens nach Osten auf der Wiesenseite steht. Dieser Mühlgraben beginnt an der Brücke der Dreischläger Allee über den Hegbach. Er verläuft eigentümlicherweise nicht gerade entlang des Waldrandes nach Westen zum Mühlteich, sondern weist mehrere, eigentlich unnötige u-förmige Biegungen auf. Im Mittelpunkt dieser Biegungen sind in einigen Fällen historische Grenzsteine zu finden. Dies bedeutet, dass der  Graben in einem Bogen um die Grenzpunkte geführt werden musste. An einer Stelle weicht die Grenze einige Meter vom Verlauf des Mühlgrabens ab. Bei manchen Steinen findet man unweit davon einen modernen Grenzstein. Dies weist darauf hin, dass die historischen Steine keine aktuellen Grenzpunkte markieren.
WeisungMühlgrabensteineVon den auf historischen Karten eingezeichneten 24 Grenzsteinen habe ich 16 gefunden, einer davon liegt heraus, bei einem anderen war nur ein Bruchstück vorhanden, das ich gesichert habe. Alle Steine sind unbeschriftet und weisen eine Grundfläche von ca. 25 x 15 cm auf.  Auf dem Kopf ist als Weisung eine gewinkelte Linie eingemeißelt, welche die Änderung des Grenzverlaufs an diesem Grenzpunkt darstellt. Der Mühlgraben verläuft in einem Naturschutzgebiet; konsequenterweise sollte man den wunderschönen Pfad, der von der ehemaligen Bayerseichmühle nördlich des Mühlgrabens nach Osten führt, benutzen, um an die Brücke der Dreischläger Allee über den Hegbach zu kommen. Ich bin von dort aus exploratorisch nach Osten weitergegangen und habe auf der Höhe des ehemaligen Teiches (auf dessen Nordseite) einen weiteren Stein der Mühlgrabenserie gefunden (rotliegend, ca. 25 x 15 cm, mit gewinkelter Linie als Weisung).  Ich werde an dieser Stelle darüber berichten.

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Im Oktober 2012 bin ich die Grenzlinie, die den Großherzoglichen Domanialwald von den Wiesen am Hegbach schied zwischen Dreischläger Allee und Dammweg abgegangen. Es handelt sich dabei nicht um die Gemarkungsgrenze zu Arheilgen bzw. die Grenze zum Landkreis Darmstadt-Dieburg. Diese verläuft südlich des Hegbaches und ist teilweise besteint (Bericht wird folgen). Beide Genzlinien verlaufen im Naturschutzgebiet Hegbachaue und sollten demnach nicht betreten werden. Daher bin ich an dieser Stelle zurückhaltend mit der Angabe der Standorte der Grenzsteine. Bei Bedarf gebe ich gerne detailliertere Informationen.

Am HegbachInsgesamt stehen auf der Nordseite des Hegbachs auf der Flurgrenze zwischen Dreischläger Allee und der Speierhügelschneise (Gemarkung Egelsbach) 24 und zwischen Speierhügelschneise und dem Dammweg (Gemarkung Langen) 8 historische Grenzsteine aus Rotliegendem. Bis auf eine Ausnahme am Ernst-Ludwig-Teich sind sie alle leicht gewölbt und besitzen auf dem Kopf eine gewinkelte Linie als Information über den Grenzverlauf an diesem Grenzpunkt. Ein Stein ist abgebrochen und liegt heraus. Einige fehlende Steine dieser Serie sind durch längliche unbehauene Steine (aus Porphyr?) ersetzt. In der Nähe des Dammwegs wird die Grenzlinie an der Wiese duch zwei dieser Steine markiert, da der Abstand der Grenzpunkte an dieser Stelle relativ groß ist. Man kann einige Steine der Serie am Nordrand des Ernst-Ludwig-Teiches aufsuchen. Am Ufer an der Sitzbank findet man den oben genannten Stein ohne Weisung. Weitere Steine stehen weiter östlich am Ufer des (teilweise verlandeten Teiches).

Der Ernst-Ludwig-Teich wurde um 1890 angelegt und diente früher wohl zur Fischzucht. Im Westen erkennen wir den Damm mit einem Überlauf. Der Hegbach wird auf der Südseite vorbeigeleitet. Der Teich ist von Norden über die verlängerte Höllschneise zugänglich; das Betreten des Naturschutzgebietes wird hier offensichtlich geduldet. Es ist ein wunderschönes, romantisches Biotop.

"Mönch"800 Meter weiter bachäbwärts fällt ein auch in Google Earth sichtbare Betonkonstruktion im Bachbett auf: Es handelt sich um einen "Mönch", ein turmartiger Teichauslass, der neben den Überresten eines Staudammes zu finden ist. Es handelt sich um die Überreste eines 1953 angelegten Teiches, dessen Damm während eines starken Unwetters am 8. und 9. Mai 1965 brach. Die Wassermassen schossen den Hegbach hinunter und flossen über einen Graben, der früher Erzhausen mit Brauchwasser vom Hegbach versorgte, in die Gemeinde und richtete schwere Sachschäden an. Noch heute kann man westlich von Bayerseich die zerstörten Stauwehre erkennen. Lit.: Ortskundlicher Arbeitskreis Erzhausen

Bei der oben beschriebenen Grenzlinie handelt es sich um eine Flurgrenze, die den Domanialwald der Koberstadt nach Süden begrenzte. Die eigentliche Gemarkungsgrenze zu Arheilgen, die auch die Grenze der Landkreise Offenbach und Darmstadt-Dieburg darstellt, verläuft etwas südlich des Hegbaches. Deren Grenzpunkte sind ebenfalls mit historischen Grenzsteinen versehen. Ich werde in einem gesonderten Kapitel darüber berichten.

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