DreyEicher Grenzweg

DreyEicher Grenzweg

Stein No 75

Die Galgen in der Landschaft Dreieich

Audio:



Auf der Infotafel am Buch-Schlag ist eine historische Skizze der Dreieicher Ringlandwehr zu sehen. An der Kreuzung der Hainer Trift mit der Landstraße von Sprendlingen nach Langen ist dort ein Galgensymbol abgebildet. Dort, am Rande des Hainer Waldes, stand später eine dem heiligen Markus geweihte Kapelle. Der Flurname „Marksäcker“ erinnert noch heute daran.

In Langen gibt es an der Stelle des heutigen Friedhofs ein Gewann mit der Bezeichnung „Am Galgenberg“. In alten Akten ist vermerkt, dass das Centgericht Hain zwar in Dreieichenhain tagte, die Hinrichtung der zum Tode Verurteilten aber dort in Langen stattfand.

Auf der erwähnten Karte ist bei Bayerseich ein weiteres Symbol eines Galgens abgebildet. In einem Dokument aus dem Jahr 1673 wird er als „Schnappgalgen“ bezeichnet. Bei einem solchen ist der Querbalken wie bei einer Wippe beweglich gelagert. Die Verurteilten werden in einen Käfig gesperrt und mittels dieser Wippe mehrfach ins Wasser getaucht. Es handelte sich offenbar bei diesem Egelsbacher Galgen um ein Strafinstrument der niederen Gerichtsbarkeit.

„Kommst du vom Galljehiwwel her“ - so beginnt die Sprendlinger „Nationalhymne“. Der Sprendlinger Galgen stand westlich der Frankfurter Straße in Höhe der Straße „Am Wilhelmshof“. Er ist schriftlich dokumentiert. Auch die Scharfrichter Wilhelm Kröner und der Meister Hannß werden in den Unterlagen benannt. Das Sprendlinger Vogteigericht hatte demnach den Blutbann und konnte die Todesstrafe verhängen. Über Hinrichtungen schweigen allerdings die Archive. Das Vogteigericht in Sprendlingen war auch für die Delikte auf der Straße zwischen Bayerseich und dem Frankfurter Stadtwald zuständig. In den unruhigen Zeiten damals gab es auf der Handelsstraße etliche Raubdelikte.

Es existierten in unserer Gegend u.a. noch Galgen in Offenbach, Heusenstamm und Steinheim. Von letzterem sind noch zwei bemerkenswerte Steinsäulen im Wald vorhanden.

Es kam auch vor, dass in der Landschaft Dreieich begangene Verbrechen in Frankfurt gesühnt wurden. So geschehen in einem Fall, der damals großes Aufsehen erregte: Ein Student ermordete im Sprendlinger Pfarrhaus beide Kinder des Pfarrers während dessen Abwesenheit. Der Verbrecher wurde gefasst und in Frankfurt zum Tode verurteilt. Er wurde auf einen Karren gebunden und zur Richtstätte gefahren. Unterwegs zwickten ihn die Henkersknechte mit glühenden Zangen in beide Arme. Dann zerstießen sie ihm zweimal und flochten ihn auf das Rad. Anschließend knüpften sie ihn am Galgen auf.
Hier ist nicht der Platz, auf die Grausamkeiten einzugehen, die mit mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Gerichtsverfahren verbunden waren. Seien wir froh, dass wir auch im Strafvollzug in anderen Zeiten leben und die Todesstrafe abgeschafft ist.


Text: Wilhelm Ott, Sprecherin: Kim Bagus, Intro: Ulrich Fogel

Karte

Impressum

Datenschutz