DreyEicher Grenzweg

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Stein No 73

Der Sprendlinger Kirchenkampf

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Die Landgrafen von Hessen-Darmstadt hatten von alters her das Einsetzrecht der Pfarrer in   Sprendlingen, das zur Ysenburger Herrschaft gehörte. Der Landgraf Philipp von Hessen war schon früh Anhänger der Lehre Martin Luthers. Er setzte 1527 Erasmus Alberus, einen Freund und Schüler des großen Reformators Luther, als Pfarrer in Sprendlingen ein. Er musste auch in der Sprendlinger Filialkirche in Götzenhain predigen. Auf dem Weg dorthin wurde er von dem katholischen Pfarrer auf das heftigste beschimpft. Über diese Grobheiten beklagte er sich mehrmals schriftlich bei seinem Ysenburger Landesherrn. 1549 wurde auch in Dreieichenhain die Lutherische Lehre eingeführt. Die Streitereien fanden damit ein Ende.

Aber bald taten sich neue Auseinandersetzungen auf. Der Ysenburger Graf Wolfgang Ernst I. wendete sich schon früh der von Calvin geprägten reformierten Glaubensrichtung zu. Diese war in heftigen Gegensatz zur ursprünglichen lutherischen Reformationsbewegung geraten.   Der Ysenburger Graf verlangte nun von seinen Untertanen, dem Luthertum „abzuschwören“. Der von den lutherischen Hessen-Darmstädtischen Landgrafen eingesetzte Sprendlinger Pfarrer Christoph Hellwig verweigerte sich jedoch dieser Anordnung. Im August 1590 wurde Hellwig sogar gefangen genommen und in ein Offenbacher Gefängnis gesteckt. Als Gegenreaktion erstürmten Darmstädter Soldaten Dreieichenhain und entführten den Ysenburger Amtmann in die Residenzstadt. Nach einigem Hin und Her wurden beide Gefangenen im Austausch freigelassen. Der Streit war aber damit lange noch nicht beendet.

Die Ysenburger verboten ihren Untertanen, den lutherischen Gottesdienst zu besuchen und Grafen ließen die Türen der Sprendlinger Kirche zunageln. Die Glocken durften nicht geläutet werden und der Pfarrer predigte vor leeren Bänken. Dennoch blieben die Sprendlinger der lutherischen Lehre treu. Sie besuchten fortan die Gottesdienste in Langen und Dietzenbach. Erst 1629, nach 33 Jahren, wurde das Verbot aufgehoben. In diesem Kriegsjahr kam die Landschaft Dreieich durch eine kaiserliche Entscheidung vorübergehend zu Hessen-Darmstadt. Erst 1711 beendete ein Vertrag zwischen beiden Herrschhaftshäusern die kirchlichen Auseinandersetzungen. 1716 konnte dann mit dem Bau der neuen Sprendlinger evangelischen Kirche, der heutigen Erasmus-Alberus-Kirche, begonnen werden.


Text: Wilhelm Ott, Sprecherin: Kim Bagus, Intro: Ulrich Fogel

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